Geschrieben am 17.07.2017 2017-07-17| Aktualisiert am
17.07.2017
Besucht am 11.07.2017Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 87 EUR
Da rieb ich mir verwundert die Augen, als ich gegen 19 Uhr die altehrwürdige „Cucina-italiana-Bastion“ San Felice im Karlsruher Stadtteil Neureut-Heide betrat. Die Außenterrasse war an diesem Dienstagabend nahezu komplett besetzt. Ein erster Fingerzeig für die Qualität der Speisen?
Mein kulinarischer Komplize aus KA hatte vorsorglich per Email reserviert. Ich war wohl noch etwas zu früh dran, weshalb Toni, die freundliche Seele vom Service, mich draußen an einem eher suboptimalen Tisch neben zwei rauchenden Damen „parkte“. Der Karlsruher Genussspecht, mit dem ich mich verabredet hatte, bekam als hinlänglich bekannter Gast den einzig verbliebenen Tisch unter freiem Himmel zugesprochen, da hatte er mich noch gar nicht erblickt. Nun gut, ich war froh das Passivrauch-Abteil der Gartenterrasse verlassen zu dürfen und mich zu meinem Kollegen dazugesellen zu können. Ein wenig „Präsentierteller“ schadet ja nicht, zumal der Überblick auf das Geschehen rundherum auch seinen Reiz hatte.
Erste Beobachtung meinerseits: als Neuankömmling musst du dich hier ganz hinten anstellen. Es zählt in erster Linie die Tatsache, ob man dich kennt. Dann wirst du nämlich auch gleich bedient. In meinem Falle saß ich gefühlte 10 Minuten draußen allein am Tisch im blauen Dunst der Smoking-Girls von nebenan, ohne dass auch nur im Geringsten jemand vom Service von mir Notiz genommen hätte. Ganz anders die Situation bei meinem Gourmetfreund. Der saß noch nicht richtig an seinem Platz, hielt er schon die Speise- und Getränkekarten in Händen. Und nicht nur das. Chefe und Inhaber des San Felice Enzo Gallicchio besorgte unaufgefordert einen dritten Stuhl, damit mein Gastrokollege sein Jackett darüber legen konnte. So geht Service, dachte ich. Warum eigentlich nicht gleich so?
Ein paar Worte noch zu Vollblutgastronom Enzo Gallicchio. Er führt seit 1981 mit viel Leidenschaft und Ausdauer die Regie im ältesten bestehenden Restaurant in der Fächerstadt. Zweifellos eine gastronomische Besonderheit und in unserer schnelllebigen Zeit eher die Ausnahme. Ein Blick in die Runde verrät sofort sein Erfolgsrezept. Dem ersten Eindruck nach sind die meisten der hier anwesenden Besucher Stammgäste, die Enzo und sein Team durch konstant gute Qualität beim Essen und eine vertraut-familiäre Atmosphäre (Stichwort: „mediterranes Wohnzimmer“ auf der HP) schon jahrelang verwöhnt zu haben scheint. Hier kommt man nicht zufällig vorbei gefahren. Hier fährt oder läuft man ganz gezielt hin. Das typische Ristorante um die Ecke, in dem man sich kennt, schätzt und auch einzuschätzen weiß. Und die Vorlieben seiner (Stamm-)Gäste kennt Enzo ganz genau, das erkennt man auf den ersten Blick.
Neben dem Ristorante betreibt Enzo Gallicchio eine kleine Vinothek, die seine zweite große Leidenschaft offenbart: die italienischen Weine. Etliche große Namen, wie beispielsweise Ornellaia, Fontodi oder Allegrini, sind in seinem gut gefüllten Weinkeller vertreten. Das wirkt sich natürlich auch auf das Weinangebot im San Felice aus. Über 20 offene Weine sind im Wechsel zu erstehen. Daneben gibt es jede Menge Flaschenweine, die der Patron seinen Gästen meist mündlich offeriert. Das tut der erfahrene Weinspezialist äußerst gerne und empfiehlt am Tisch die zum Essen passenden Kreszenzen. Ein großes Plus des Lokals und sicherlich auch ein Aspekt, der dessen Beliebtheit erklärt.
Nach kurzem Weinplausch stellte sich heraus, dass der von meinem badischen Weißweinkenner favorisierte „San Sisto-Verdicchio dei Castelli di Jesi“ aus der Region Marken nicht erhältlich war. Alternativ wurde der Verdicchio „Le Vaglie“ 2015 von Stefano Antonucci angeboten. Der vollmundige, frische Weißwein erfreute mit leichter Säure und stellte sich als ausgezeichneter Begleiter unserer Speisen heraus. Übrigens war er mit 22 Euro für die Flasche auch nicht unverschämt kalkuliert.
Ein erster Blick in die übersichtlich strukturierte Speisenkarte verriet, dass nahezu alle Gerichte auch als reduzierte Portionen erhältlich waren. Zehn verschiedene Vorspeisen kündeten von einer reichen Auswahl an verlockend klingenden Antipasti-Klassikern. Burrata con pomodori, Thunfisch-Carpaccio, Vitello tonnato, gratiniertes Gemüse und natürlich Büffelmozzarella sollten eigentlich auf keiner Vorspeisenkarte italienischer Prägung fehlen. Tun sie aber leider meistens. Im San Felice schöpfte man schon bei den Appetizern aus dem Vollen. Bei Preisen um die 10 bzw. 13 Euro je nach Portionsgröße. Zusätzlich standen noch vier verschiedene Suppen, von denen leider nur zwei an diesem Tag erhältlich waren, sowie sieben Salatvariationen zur Auswahl.
Eine breite Palette an Pizzen (klein oder mittelgroß) und Pasta erschwerte die Entscheidung beim Hauptgang. Die durchweg selbstgemachten Teigwaren klangen dabei besonders appetitanregend. Die mit Seewolf, frischen Tomaten und Basilikum gefüllten „Ravioli al branzino“ (13,50 Euro) weckten zunächst mein Interesse. Dennoch entschied ich mich für die Kalbfleischstückchen in Sherry-Sauce, Gnocchi und Gemüse (18,50 Euro) aus der gut sortierten Fleischabteilung der Speisenkarte. Natürlich nicht ohne zuvor die Zuppa di Pomodoro (7 Euro) gekostet zu haben. Ergänzt wurde das imposante kulinarische Sortiment von diversen Fischgerichten (Seeteufel, Steinbeißer, Dorade und Seezunge) und einer Handvoll saisonaler Spezialitäten des Hauses. Mein Tischkollege wählte zur Einstimmung das Vitello tonnato (kleiner Portion für 10,50 Euro) sowie das Kalbsschnitzel mit Pfifferlingen, Gemüse und Nudeln (19,50 Euro) als Hauptgericht.
Um die Wartezeit etwas zu verkürzen, grüßte die Küche mit einer pikanten Gazpacho aus der Espresso-Tasse. Ein erstes, äußerst schmackhaftes Lebenszeichen aus Enzo Gallicchios Cucina, das den kulinarischen Warm-Up erfolgreich meisterte. In Anbetracht des großen, mit Tomatencremesuppe gefüllten Tellers, bereute ich zunächst die Entscheidung für die recht üppige Normalportion. Nach dem ersten Löffel tat ich das nicht mehr. Fruchtig, cremig und mit einem Basilikumschiffchen on Top präsentierte sich diese fein abgeschmeckte, frisch pürierte Wohlfühltunke. Soulfood mit hohem „Umamisierungsfaktor“ würde dem zeitgenössischen Effilée-Leser dazu einfallen.
Auch das Vitello tonnato eine knappe Ellenlänge weiter rechts schien seinen Verputzer zu begeistern. Mir wäre es etwas zu viel Thunfischsauce gewesen. Und auch mit den Kapernäpfeln habe ich es nicht so. Aber Geschmäcker sind ja Gott sei Dank verschieden. Kaum hatten wir uns unserer Vorspeisen genussvoll entledigt, zog ein Gewitter auf und zwang uns den Platz auf der Terrasse zu räumen. So bekam ich die Gelegenheit, das Innenleben des San Felice besser kennen zu lernen, da wir uns, wie viele andere auch, im Gastraum einen Platz suchten. Der war nun nicht mehr ganz so zentral gelegen, was mich keineswegs störte. Wir saßen direkt an der Fensterfront und blickten nach draußen auf die unter Sonnenschirmen ausharrenden Terrassengäste. Ein Wolkenbruch mit positiven Folgen, so mein gedankliches Resümee der Situation.
Das Innere des Ristorante machte einen sehr gepflegten Eindruck. Gut gepolsterte Holzstühle, weiße Tischdecken, Stoffservietten. An den weiß gestrichenen Wänden hing allerlei eingerahmte Kunst unterschiedlichster Größe und Stilrichtung. Von der Decke baumelten Hängeleuchten, die für ein angenehmes Licht sorgten. Ein wenig erinnerte mich das Lokal vom Interieur her an das frühere „Santa Lucia“ in der Karlsruher Südweststadt, ebenfalls ein „Old-School-Italiener“, den ich zusammen mit meinem Vater in den 80er und 90er Jahren gerne besuchte. Wir saßen mit Blick auf den Bar- und Thekenbereich, der den Durchgang zur Küche darstellte und fühlten uns sichtlich wohl. Das imposante Flaschenweinregal befand sich quasi um die Ecke. Ich bemerkte es erst später auf dem Weg zur Toilette.
Licht und Schatten wechselten sich bei unseren Hauptgängen ab. Schade, dass auf das ansprechende Niveau der Vorspeisen keine Steigerung folgte. Das Kalbfleisch meiner „Bocconcini“ fiel definitiv zu trocken aus. Dagegen war das Gemüse (Spinat, Bohnen, Karotten) leider komplett verkocht und von viel zu weicher Konsistenz. Die Nudelbeilage verschwand quasi unter meinen Kalbfleischstückchen. Auch waren es keine Gnocchi wie auf der Karte angegeben. Der Mangel an Sättigungsbeilage war dank meines Locals am Tisch schnell beseitigt. Chefe Gallicchio brachte umgehend eine Extraportion (ohne später Berechnung!) frischer Teigwaren. Das Highlight des Tellers war die phänomenal abgeschmeckte Sherry-Sauce, die den Beilagen-Fauxpas wettmachte. Sie bewies geschmackliche Tiefe und ließ das wahre Können der Küche aufblitzen. Das Kalbsschnitzel mit Pfifferlingen meines Gegenübers war ähnlich angerichtet, nur mit mehr Pasta-Anteil. Auch er bemängelte die zu lange Kochzeit seines Grünzeugs auf dem Teller. Für knapp unter 20 Euro war das für meinen Geschmack in der Summe etwas zu wenig. Vielleicht hatte die Küche einen schlechten Tag erwischt. Oder war die Umorganisation infolge des Gewitters schuld an der eher durchwachsenen kulinarischen Leistung bei den Fleischgerichten?
Nicht restlos zufrieden, aber gut gesättigt tranken wir aus fahrtechnischen Gründen noch eine zweite Flasche Pellegrino (0,75l für 5 Euro) und verzichteten auf ein Dessert, obgleich die große Auswahl an süßen Leckereien (Zabaione, Tartufo, Panna cotta, Semifreddo al Limoncello, etc.) den gängigen Rahmen sprengte. Ein Gläschen Weißwein aus dem Friaul von Teresa Raiz zum Probieren und ein Schwätzchen mit dem Patron über italienische Rotweine inbegriffen. Als letzte Gäste verließen wir das San Felice mit dem Eindruck, dass manchmal die Vorspeisen eben besser sind als die Hauptgerichte. Das wichtigste Kriterium für einen gelungenen, stimmungsvollen Abend im Lokal ist neben dem passenden Wein der kommunikative Austausch. Und der war an diesem Abend besonders bereichernd.
Da rieb ich mir verwundert die Augen, als ich gegen 19 Uhr die altehrwürdige „Cucina-italiana-Bastion“ San Felice im Karlsruher Stadtteil Neureut-Heide betrat. Die Außenterrasse war an diesem Dienstagabend nahezu komplett besetzt. Ein erster Fingerzeig für die Qualität der Speisen?
Mein kulinarischer Komplize aus KA hatte vorsorglich per Email reserviert. Ich war wohl noch etwas zu früh dran, weshalb Toni, die freundliche Seele vom Service, mich draußen an einem eher suboptimalen Tisch neben zwei rauchenden Damen „parkte“. Der Karlsruher Genussspecht, mit dem... mehr lesen
San Felice
San Felice€-€€€Restaurant072173803Am Wald 3, 76149 Karlsruhe
4.0 stars -
"Stimmungsvoller Abend beim Neureuter Traditionsitaliener" Ehemalige UserDa rieb ich mir verwundert die Augen, als ich gegen 19 Uhr die altehrwürdige „Cucina-italiana-Bastion“ San Felice im Karlsruher Stadtteil Neureut-Heide betrat. Die Außenterrasse war an diesem Dienstagabend nahezu komplett besetzt. Ein erster Fingerzeig für die Qualität der Speisen?
Mein kulinarischer Komplize aus KA hatte vorsorglich per Email reserviert. Ich war wohl noch etwas zu früh dran, weshalb Toni, die freundliche Seele vom Service, mich draußen an einem eher suboptimalen Tisch neben zwei rauchenden Damen „parkte“. Der Karlsruher Genussspecht, mit dem
Besucht am 09.07.2017Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 30 EUR
Am letzten Sonntag waren wir mal wieder Beachvolleyballspielen in Karlsruhe, genauer gesagt beim SSC in Hagsfeld. Im Vorfeld suchte ich nach einer geeigneten Einkehrmöglichkeit, die unserer Lust auf Asiatisches Rechnung tragen sollte. Ein paar Klicks auf der Seite von „Tante Reiseratgeber“ und wir waren schlauer. Auf der Pole Position in der Rubrik „thailändische Küche“ befindet sich schon seit längerem das „Thai-Orchid“ aus der Adlerstraße (Abzweig Kriegsstr.; kurz nach Passieren des Staatstheaters zur Rechten). Ein halbes Jahr zuvor hatten wir schon einmal einen Spontanbesuch gewagt. Damals standen wir aber vor verschlossenen Toren, da das Restaurant Betriebsferien hatte.
Ich reservierte vorsorglich für 20 Uhr und freute mich schon während unserer sportlichen Betätigung auf die anschließende Thai-Küche, die von den meisten TA-Bewertern als „frisch zubereitet“, „authentisch“ und „preislich moderat“ bezeichnet wurde. Zudem wurde auf der Homepage auf die Möglichkeit hingewiesen, das Essen unter freiem Himmel bzw. im Biergarten hinter dem Lokal einzunehmen. Die warme Witterung ließ dies zu und so kamen wir etwas früher als geplant in der Adlerstraße an. Die Parksituation ist recht entspannt, da die Tiefgarage des Staatstheaters nur 5 Minuten zu Fuß entfernt liegt. Wir hatten Glück und konnten direkt ums Eck an der Kriegsstraße parken.
Die Inhaber, ein deutsch-thailändisches Paar, werben mit dem Verzicht auf Geschmacksverstärker auf ihrer Homepage sowie dem Einsatz frischer und hochwertiger Produkte. Thailändische Gewürze und Kräuter seien dabei ein wichtiger Bestandteil, so der kurze Info-Text. Das klang doch alles sehr vielversprechend und wir waren gespannt, ob den Worten auch kulinarische Taten folgen würden.
Wir durchquerten den Gastraum, dessen Einrichtung von Sitzgelegenheiten (Wandbänke, Stühle) mit knallrotem Kunstlederüberzug farblich dominiert wird. Auf den Fensterbänken und an den Wänden jede Menge ostasiatische Deko, die für meinen Geschmack ein wenig übertrieben wirkt. Weniger ist da meist mehr. Der Grad zu falscher Folklore kam mir doch sehr schmal vor. Das alles sollte uns nicht stören, saßen wir doch im hinterhöfischen Biergarten, der zur offenen Seite hin von einer Art Sichtschutzzaun begrenzt war.
Zu allererst sei an dieser Stelle die sehr umsichtig agierende und dazu noch sehr herzlich wirkende thailändische Bedienung erwähnt, die selbst mit den im Rudel auftretenden Engländern klar kam. Da wurde kurzerhand eine Thailänderin vom Nachbartisch als Dolmetscherin für die einsprachig erzogenen Inselbewohner herangezogen und die Kommunikation funktionierte.
Zu den knapp 100 Gerichten, welche die Speisenkarte listet, gesellten sich noch ein paar Spezialitäten wie z.B. Crab-Curry, Black Tiger Garnelen oder Tilapia (Buntbarsch). Insgesamt ein abwechslungsreiches Programm, wenn auch – und das kennt man ja – bei manchen Gerichten nur die Fleischart wechselt und die Garnitur die Gleiche bleibt. Preislich lagen nur die Spezialgerichte auf den letzten Seiten der Speisenkarte über der 10-Euro-Marke. Der gebackene oder gedämpfte Tilapia zählte mit seinem Preis um die 20 Euro zu den teuersten Gerichten.
Als kleine Appetizer bestellten wir die Samosa-Teigtaschen (3,90 Euro) und die gebackenen Wan Tan (4,20 Euro), die beide mit süßsaurer Sauce ausgestattet waren. Letztere ließ sich mit dem obligatorischen Chili-Karussell (=diverse Töpfchen mit unterschiedlich scharfen, teilweise eingelegten Schoten) vom Schärfegrad her noch etwas „feintunen“. Beide Vorspeisen kamen frittiert auf die tiefen, blätterförmigen Teller, trieften aber nicht vor Fett. Die Samosa-Ecken hatten ein leicht süßliches Curryaroma, während die Wan Tan erst durch die Dipsauce an Geschmack gewannen. Aber das erwartet man auch nicht anders. Bei den mit Hähnchenfleisch gefüllten Teigtaschen steht in erster Linie ihre crunchige Textur im Vordergrund. Danach kommt erst die saftige Fleischfüllung, die – kaum hat man sie bemerkt – aufgrund der geringen Füllmenge auch schon verspeist ist.
Bei den Hauptgerichten entschieden wir uns für zwei Curry-Gerichte. Diese sind uns beim Thailänder eigentlich immer am liebsten. Das „Gäng Pak Ruam“ bezeichnete ein rotes Gemüse-Curry (7,50 Euro), das meine Begleitung orderte. Für mich sollte es das „Gäng Kiew Wan Gai“, das Hühnerfleisch mit Paprika, Thai-Basilikum und auf meinen besonderen Wunsch ohne Auberginen in grüner Currysauce sein. Eigentlich ein Standard-Gericht, das ich früher in der Mannheimer Supan’s Küche gerne genoss. Ganz so scharf wie in der Quadratestadt war der „Mercedes unter den Thai-Curries“ im Karlsruher Thai-Orchid nicht. Zwar ließ er, was den Schärfegrad anbelangt, das rote Curry (für Fortgeschrittene) hinter sich und hätte wohl auch gegen das gelbe Anfänger-Curry das Scoville-Armdrücken locker gewonnen, aber richtige Schmerzen im Mundraum wie damals in Monnem hinterließ das schmackhafte Gericht Gott sei Dank nicht. Der Fleischanteil war gut bemessen und das gewokte Gemüse knackig. Anstatt der Auberginen befanden sich Blumenkohlröschen, Bohnen und Karottenschnipsel im herrlich aromatischen Sud. Der Reis wurde in einer Extra-Schüssel serviert.
Nach der sportlichen Aktivität war unser Hunger dementsprechend und wir verputzten unsere beiden Curry-Gerichte bis auf das letzte Reiskorn. Das thailändische Singha-Bier (0,33 l für 3 Euro) erwies sich dank seiner geschmacklichen Neutralität ganz gut als Durstlöscher. Den Rest „entschärfte“ das Mineralwasser (0,75l-Flasche für 3,90 Euro).
Das „Thai-Orchid“ würde ich jederzeit wieder besuchen. Sein PLV ist um einiges besser als das beim Landauer „Laai Kanok“. Das etwas kitschige Ambiente nehme ich bei einem so leckeren Essen billigend in Kauf. Klare Empfehlung, die den ersten Platz beim Karlsruher Thaifood auf TA nicht zufällig besetzt.
Am letzten Sonntag waren wir mal wieder Beachvolleyballspielen in Karlsruhe, genauer gesagt beim SSC in Hagsfeld. Im Vorfeld suchte ich nach einer geeigneten Einkehrmöglichkeit, die unserer Lust auf Asiatisches Rechnung tragen sollte. Ein paar Klicks auf der Seite von „Tante Reiseratgeber“ und wir waren schlauer. Auf der Pole Position in der Rubrik „thailändische Küche“ befindet sich schon seit längerem das „Thai-Orchid“ aus der Adlerstraße (Abzweig Kriegsstr.; kurz nach Passieren des Staatstheaters zur Rechten). Ein halbes Jahr zuvor hatten wir schon... mehr lesen
4.0 stars -
"Kulinarischer Ausflug nach Thailand im Herzen von Karlsruhe" Ehemalige UserAm letzten Sonntag waren wir mal wieder Beachvolleyballspielen in Karlsruhe, genauer gesagt beim SSC in Hagsfeld. Im Vorfeld suchte ich nach einer geeigneten Einkehrmöglichkeit, die unserer Lust auf Asiatisches Rechnung tragen sollte. Ein paar Klicks auf der Seite von „Tante Reiseratgeber“ und wir waren schlauer. Auf der Pole Position in der Rubrik „thailändische Küche“ befindet sich schon seit längerem das „Thai-Orchid“ aus der Adlerstraße (Abzweig Kriegsstr.; kurz nach Passieren des Staatstheaters zur Rechten). Ein halbes Jahr zuvor hatten wir schon
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Mein kulinarischer Komplize aus KA hatte vorsorglich per Email reserviert. Ich war wohl noch etwas zu früh dran, weshalb Toni, die freundliche Seele vom Service, mich draußen an einem eher suboptimalen Tisch neben zwei rauchenden Damen „parkte“. Der Karlsruher Genussspecht, mit dem ich mich verabredet hatte, bekam als hinlänglich bekannter Gast den einzig verbliebenen Tisch unter freiem Himmel zugesprochen, da hatte er mich noch gar nicht erblickt. Nun gut, ich war froh das Passivrauch-Abteil der Gartenterrasse verlassen zu dürfen und mich zu meinem Kollegen dazugesellen zu können. Ein wenig „Präsentierteller“ schadet ja nicht, zumal der Überblick auf das Geschehen rundherum auch seinen Reiz hatte.
Erste Beobachtung meinerseits: als Neuankömmling musst du dich hier ganz hinten anstellen. Es zählt in erster Linie die Tatsache, ob man dich kennt. Dann wirst du nämlich auch gleich bedient. In meinem Falle saß ich gefühlte 10 Minuten draußen allein am Tisch im blauen Dunst der Smoking-Girls von nebenan, ohne dass auch nur im Geringsten jemand vom Service von mir Notiz genommen hätte. Ganz anders die Situation bei meinem Gourmetfreund. Der saß noch nicht richtig an seinem Platz, hielt er schon die Speise- und Getränkekarten in Händen. Und nicht nur das. Chefe und Inhaber des San Felice Enzo Gallicchio besorgte unaufgefordert einen dritten Stuhl, damit mein Gastrokollege sein Jackett darüber legen konnte. So geht Service, dachte ich. Warum eigentlich nicht gleich so?
Ein paar Worte noch zu Vollblutgastronom Enzo Gallicchio. Er führt seit 1981 mit viel Leidenschaft und Ausdauer die Regie im ältesten bestehenden Restaurant in der Fächerstadt. Zweifellos eine gastronomische Besonderheit und in unserer schnelllebigen Zeit eher die Ausnahme. Ein Blick in die Runde verrät sofort sein Erfolgsrezept. Dem ersten Eindruck nach sind die meisten der hier anwesenden Besucher Stammgäste, die Enzo und sein Team durch konstant gute Qualität beim Essen und eine vertraut-familiäre Atmosphäre (Stichwort: „mediterranes Wohnzimmer“ auf der HP) schon jahrelang verwöhnt zu haben scheint. Hier kommt man nicht zufällig vorbei gefahren. Hier fährt oder läuft man ganz gezielt hin. Das typische Ristorante um die Ecke, in dem man sich kennt, schätzt und auch einzuschätzen weiß. Und die Vorlieben seiner (Stamm-)Gäste kennt Enzo ganz genau, das erkennt man auf den ersten Blick.
Neben dem Ristorante betreibt Enzo Gallicchio eine kleine Vinothek, die seine zweite große Leidenschaft offenbart: die italienischen Weine. Etliche große Namen, wie beispielsweise Ornellaia, Fontodi oder Allegrini, sind in seinem gut gefüllten Weinkeller vertreten. Das wirkt sich natürlich auch auf das Weinangebot im San Felice aus. Über 20 offene Weine sind im Wechsel zu erstehen. Daneben gibt es jede Menge Flaschenweine, die der Patron seinen Gästen meist mündlich offeriert. Das tut der erfahrene Weinspezialist äußerst gerne und empfiehlt am Tisch die zum Essen passenden Kreszenzen. Ein großes Plus des Lokals und sicherlich auch ein Aspekt, der dessen Beliebtheit erklärt.
Nach kurzem Weinplausch stellte sich heraus, dass der von meinem badischen Weißweinkenner favorisierte „San Sisto-Verdicchio dei Castelli di Jesi“ aus der Region Marken nicht erhältlich war. Alternativ wurde der Verdicchio „Le Vaglie“ 2015 von Stefano Antonucci angeboten. Der vollmundige, frische Weißwein erfreute mit leichter Säure und stellte sich als ausgezeichneter Begleiter unserer Speisen heraus. Übrigens war er mit 22 Euro für die Flasche auch nicht unverschämt kalkuliert.
Ein erster Blick in die übersichtlich strukturierte Speisenkarte verriet, dass nahezu alle Gerichte auch als reduzierte Portionen erhältlich waren. Zehn verschiedene Vorspeisen kündeten von einer reichen Auswahl an verlockend klingenden Antipasti-Klassikern. Burrata con pomodori, Thunfisch-Carpaccio, Vitello tonnato, gratiniertes Gemüse und natürlich Büffelmozzarella sollten eigentlich auf keiner Vorspeisenkarte italienischer Prägung fehlen. Tun sie aber leider meistens. Im San Felice schöpfte man schon bei den Appetizern aus dem Vollen. Bei Preisen um die 10 bzw. 13 Euro je nach Portionsgröße. Zusätzlich standen noch vier verschiedene Suppen, von denen leider nur zwei an diesem Tag erhältlich waren, sowie sieben Salatvariationen zur Auswahl.
Eine breite Palette an Pizzen (klein oder mittelgroß) und Pasta erschwerte die Entscheidung beim Hauptgang. Die durchweg selbstgemachten Teigwaren klangen dabei besonders appetitanregend. Die mit Seewolf, frischen Tomaten und Basilikum gefüllten „Ravioli al branzino“ (13,50 Euro) weckten zunächst mein Interesse. Dennoch entschied ich mich für die Kalbfleischstückchen in Sherry-Sauce, Gnocchi und Gemüse (18,50 Euro) aus der gut sortierten Fleischabteilung der Speisenkarte. Natürlich nicht ohne zuvor die Zuppa di Pomodoro (7 Euro) gekostet zu haben. Ergänzt wurde das imposante kulinarische Sortiment von diversen Fischgerichten (Seeteufel, Steinbeißer, Dorade und Seezunge) und einer Handvoll saisonaler Spezialitäten des Hauses. Mein Tischkollege wählte zur Einstimmung das Vitello tonnato (kleiner Portion für 10,50 Euro) sowie das Kalbsschnitzel mit Pfifferlingen, Gemüse und Nudeln (19,50 Euro) als Hauptgericht.
Um die Wartezeit etwas zu verkürzen, grüßte die Küche mit einer pikanten Gazpacho aus der Espresso-Tasse. Ein erstes, äußerst schmackhaftes Lebenszeichen aus Enzo Gallicchios Cucina, das den kulinarischen Warm-Up erfolgreich meisterte. In Anbetracht des großen, mit Tomatencremesuppe gefüllten Tellers, bereute ich zunächst die Entscheidung für die recht üppige Normalportion. Nach dem ersten Löffel tat ich das nicht mehr. Fruchtig, cremig und mit einem Basilikumschiffchen on Top präsentierte sich diese fein abgeschmeckte, frisch pürierte Wohlfühltunke. Soulfood mit hohem „Umamisierungsfaktor“ würde dem zeitgenössischen Effilée-Leser dazu einfallen.
Auch das Vitello tonnato eine knappe Ellenlänge weiter rechts schien seinen Verputzer zu begeistern. Mir wäre es etwas zu viel Thunfischsauce gewesen. Und auch mit den Kapernäpfeln habe ich es nicht so. Aber Geschmäcker sind ja Gott sei Dank verschieden. Kaum hatten wir uns unserer Vorspeisen genussvoll entledigt, zog ein Gewitter auf und zwang uns den Platz auf der Terrasse zu räumen. So bekam ich die Gelegenheit, das Innenleben des San Felice besser kennen zu lernen, da wir uns, wie viele andere auch, im Gastraum einen Platz suchten. Der war nun nicht mehr ganz so zentral gelegen, was mich keineswegs störte. Wir saßen direkt an der Fensterfront und blickten nach draußen auf die unter Sonnenschirmen ausharrenden Terrassengäste. Ein Wolkenbruch mit positiven Folgen, so mein gedankliches Resümee der Situation.
Das Innere des Ristorante machte einen sehr gepflegten Eindruck. Gut gepolsterte Holzstühle, weiße Tischdecken, Stoffservietten. An den weiß gestrichenen Wänden hing allerlei eingerahmte Kunst unterschiedlichster Größe und Stilrichtung. Von der Decke baumelten Hängeleuchten, die für ein angenehmes Licht sorgten. Ein wenig erinnerte mich das Lokal vom Interieur her an das frühere „Santa Lucia“ in der Karlsruher Südweststadt, ebenfalls ein „Old-School-Italiener“, den ich zusammen mit meinem Vater in den 80er und 90er Jahren gerne besuchte. Wir saßen mit Blick auf den Bar- und Thekenbereich, der den Durchgang zur Küche darstellte und fühlten uns sichtlich wohl. Das imposante Flaschenweinregal befand sich quasi um die Ecke. Ich bemerkte es erst später auf dem Weg zur Toilette.
Licht und Schatten wechselten sich bei unseren Hauptgängen ab. Schade, dass auf das ansprechende Niveau der Vorspeisen keine Steigerung folgte. Das Kalbfleisch meiner „Bocconcini“ fiel definitiv zu trocken aus. Dagegen war das Gemüse (Spinat, Bohnen, Karotten) leider komplett verkocht und von viel zu weicher Konsistenz. Die Nudelbeilage verschwand quasi unter meinen Kalbfleischstückchen. Auch waren es keine Gnocchi wie auf der Karte angegeben. Der Mangel an Sättigungsbeilage war dank meines Locals am Tisch schnell beseitigt. Chefe Gallicchio brachte umgehend eine Extraportion (ohne später Berechnung!) frischer Teigwaren. Das Highlight des Tellers war die phänomenal abgeschmeckte Sherry-Sauce, die den Beilagen-Fauxpas wettmachte. Sie bewies geschmackliche Tiefe und ließ das wahre Können der Küche aufblitzen. Das Kalbsschnitzel mit Pfifferlingen meines Gegenübers war ähnlich angerichtet, nur mit mehr Pasta-Anteil. Auch er bemängelte die zu lange Kochzeit seines Grünzeugs auf dem Teller. Für knapp unter 20 Euro war das für meinen Geschmack in der Summe etwas zu wenig. Vielleicht hatte die Küche einen schlechten Tag erwischt. Oder war die Umorganisation infolge des Gewitters schuld an der eher durchwachsenen kulinarischen Leistung bei den Fleischgerichten?
Nicht restlos zufrieden, aber gut gesättigt tranken wir aus fahrtechnischen Gründen noch eine zweite Flasche Pellegrino (0,75l für 5 Euro) und verzichteten auf ein Dessert, obgleich die große Auswahl an süßen Leckereien (Zabaione, Tartufo, Panna cotta, Semifreddo al Limoncello, etc.) den gängigen Rahmen sprengte. Ein Gläschen Weißwein aus dem Friaul von Teresa Raiz zum Probieren und ein Schwätzchen mit dem Patron über italienische Rotweine inbegriffen. Als letzte Gäste verließen wir das San Felice mit dem Eindruck, dass manchmal die Vorspeisen eben besser sind als die Hauptgerichte. Das wichtigste Kriterium für einen gelungenen, stimmungsvollen Abend im Lokal ist neben dem passenden Wein der kommunikative Austausch. Und der war an diesem Abend besonders bereichernd.