"Gegen den Strom - aber mit ganz viel Amore!"
Geschrieben am 08.09.2025 2025-09-08 | Aktualisiert am 08.09.2025

Champagnerabend
Liebe Gäste, am 5. & 6.9.25 lassen wir die Korken knallen. Kommt vorbei und genießt ein Glas Champagner nur 9,-€
[Auf extra Seite anzeigen]"Service setzen 6! Rassistisch"
Geschrieben am 04.07.2025 2025-07-04

"Preiswerter Mittagstisch in entspannter Atmosphäre"
Geschrieben am 02.07.2025 2025-07-02

"zentrale Lage"
Geschrieben am 01.07.2025 2025-07-01 | Aktualisiert am 01.07.2025

"Überraschend gute Schlemmerblockerfahrung der asiatischen Art"
Geschrieben am 18.05.2025 2025-05-18 | Aktualisiert am 18.05.2025

Happy Sophie Hour
Immer am Samstag von 18-20 Uhr:-)
Kommt vorbei und genießt ausgewählte Cocktails zu einem günstigeren Preis:-)
Allein die größere Auswahl an Einkehrmöglichkeiten macht den nicht weit vom Rhein entfernten Karlsruher Stadtteil Daxlanden zu einem attraktiven Ziel für kulinarisch aufgeschlossene Genuss-Radler.
Und so radelte ich bei untergehender Sonne durch das industrieromantische Areal des Rheinhafen-Dampfkraftwerks stromaufwärts bis zum Rheinstrandbad-Rappenwört, einem beliebten Karlsruher Naherholungsgebiet. Dort hat vor Kurzem im komplett sanierten Bootshaus ein neues russisch-usbekisches Restaurant namens „Alkmann“ eröffnet.
Ich entschloss mich zu einer spontanen Einkehr, die jedoch nicht umgesetzt werden konnte, da die Küche leider schon Feierabend gemacht hatte. Ich war ein paar Minuten zu spät, um erstmals mit Pelmeni, Wareniki, Tschebureki & Co. in kulinarischen Kontakt zu treten. Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben. Das Alkmann im Bootshaus steht seitdem auf der Liste für zukünftige Futtervorhaben ganz weit oben.
Ich erinnerte mich an die Casa Rustika an der Herrmann-Schneider-Allee, die mir im Rahmen einer ähnlichen Radtour im letzten Jahr – ich berichtete – vor die Pedale kam. Ein solider Italiener mit üppiger Pasta- und Pizzaauswahl. Aber dieser befand sich gerade im Urlaub und die ansonsten sehr lebhafte Casa sah dementsprechend verwaist aus.
Nun war Improvisieren gefragt. Mit Google-Maps wurde kurzerhand das kulinarische Umfeld gecheckt. Und siehe da: die sehr gut bewertete Osteria Carlin Contrario befand sich nur ein paar Straßen weiter. Da fiel die Entscheidung leicht, zumal mir nicht nach griechischer Küche – das Lokal „An den Saumseen“ wäre sogar noch näher gewesen – zumute war.
Ich stellte meinen unmotorisierten Drahtesel vor dem Eingang der von Hecken umfriedeten Außenterrasse des Lokals ab und staunte nicht schlecht, einen ehemaligen Schüler von mir dort als Bedienung anzutreffen.
Einen, den ich vor vielen Jahren zusammen mit seinen Eltern in meinem damaligen Lieblingslokal für Flammkuchen („Restaurant Muller“ im elsässischen Pfaffenbronn, Anm.) zufällig getroffen hatte und dessen Affinität für gutes Essen mir schon damals auffiel.
Ich wurde von ihm ausgesprochen herzlich begrüßt – man könnte diesbezüglich auch von echter Wiedersehensfreude sprechen – und durfte mir einen freien Tisch aussuchen. Da ließ sich meine „Premiere“ bei Carlin Contrario ja überraschend gut an.
Wie sich herausstellte, arbeitete er bereits seit geraumer Zeit im Service der Osteria und half auch manchmal in der Küche mit, wie er mir später bei einem netten Plausch und einem weichen Brandy aufs Haus erzählte.
Schnell wurde ich als durstiger Radler mit einem Schoppen Radler versorgt.
Küchenchef und Inhaber Roberto hieß mich ebenfalls herzlich willkommen. Servicemann Fabian brachte mir die Schiefertafel mit dem ständig wechselnden Speisenangebot – es gibt keine „feste Karte“ in gedruckter Form – und die las sich ausgesprochen fein.
Pizza und Parmesanschnitzel – Fehlanzeige! Stattdessen weckten ein halbes Dutzend verlockend klingender Vorspeisen (von Caponata über Crostini bis hin zu mariniertem Thunfisch), fünf ansprechende Pastakreationen, drei Fleischgerichte (Bistecca Italiana, Entrecôte und Stufato alla Romana) und das Thunfisch-Steak mein kulinarisches Interesse. Mit den ebenfalls darauf vermerkten Desserts (Tortina al Burro, Crema al Limone, Panna Cotta und Honigmeloneneis etc.) beschäftigte ich mich noch nicht.
Der Blick in die Weinkarte bestätigte meinen vom ausgefallenen Speisenprogramm herrührenden Verdacht, dass es sich hier nicht um einen sogenannten „Standard-Italiener“ handelte. Eine wahre Fundgrube für vinophile Entdecker, die auch gerne mal den eingefahrenen Chianti-Kosmos verlassen. Preislich lagen die meisten Flaschenweine zwischen 25 und 35 Euro – und gerne hätte ich mir eine solche gegönnt. Aber ich musste ja wieder zurück nach Wörth radeln…
Ohne Tuna würde ich hier nicht die Heimreise antreten. Soviel stand fest. Es wurde dann letzten Endes der marinierte Thunfisch (17 Euro) aus dem Vorspeisenangebot. Leider waren die Linguine mit Seeteufel an diesem Abend bereits aus und so landete ich hauptgerichtlich bei den Tagliatelle Ragu Bolognese (18 Euro).
Doch zuerst grüßte Küchenchef Roberto mit einer schmackigen Bagna Cauda, die ich zusammen mit etwas Rohkost (Paprika) und Weißbrot genoss.
Die hatte ordentlich Geschmack und vertrieb mir die Wartezeit bis zum marinierten Thunfisch auf delikate Weise.
Maestro Roberto verschob beim kalten Thun das Aromensprektrum – auch dank es darin verwendeten Ingwers – ganz leicht ins Asiatische.
Jeder Happen dieser kaltgegarten, kulinarischen Meeresbrise strotzte nur so vor Frische. Rote Zwiebeln, Frühlingslauch, Sellerie und reife Cocktailtomaten sorgten für den vegetabilen Kick am Gaumen. Zitronensaft für das Prickeln auf der Zunge. Kurzum: eine hervorragend abgeschmeckte Marinade veredelte das qualitativ hochwertige, in Stücke zerteilte Thunfischfilet.
Bevor es nudelig wurde, ließ man meinen Papillen etwas Zeit zur Beruhigung. Roberto stellt den Großteil seiner Pasta selbst her. So auch die Tagliatelle, die mein handgeschnittenes, mit Weißwein, Gemüse, etwas Pancetta und ganz viel Amore geköcheltes Ragu Bolognese begleiteten. Wow, selbst für einen erfahrenen Bolo-Esser wie mich kam dieser Teller fast schon einem gustatorischen Erweckungserlebnis gleich.
„Wenn jemand fragt, wohin du gehst – sag nach Bologna!“, kein Wunder, dass mir bei einer solchen, nach ehrlichem Handwerk schmeckenden Fleischsoße die Textzeile der österreichischen Rockband Wanda durch die Birne ging, erinnerte mich doch deren liedgewordene Liebeserklärung an die norditalienische Genusshauptstadt („Bologna“) an die kulinarische Herkunft dieses Leib- und Seelengerichts.
Ein wunderbarer Fleischgeschmack adelte die noch leicht bissfesten Nudeln, die natürlich genau zur rechten Zeit aus dem blubbernden Salzwasser gefischt worden waren. Eine bessere Pasta hatte ich mir lange nicht mehr um die Gabel wickeln dürfen. Da blieb auch der dazu gereichte Parmesan unangetastet. Der hätte der Fleischsauce ihren besonderen Charakter genommen. Roberto freute sich sichtlich über mein Lob.
Doch dem nicht genug. Dazu spendierte mir der Servicemann meines Vertrauens ein kühles Gläschen Bianco di Custoza vom Veroneser Weingut Monte de Frà.
Ein ganz feiner Zug von ihm. Der Weißwein vom Gardasee vertrug sich ganz hervorragend mit dem köstlichen Ragu. Das kulinarische Glück kann manchmal so einfach sein.
Selten habe ich mich bei einem Erstbesuch auf Anhieb so heimisch gefühlt wie in der vom sympathischen Padrone Roberto („Carlin“ ist sein Spitzname von früher) geführten Osteria, bei der das „Gegen-den-Strom-schwimmen“ (= „Contrario“) zum kulinarischen Konzept gehört. Nach einem samtweichen Brandy zum Digestif verließ ich gut gesättigt und hochzufrieden dieses italienische Kleinod in der Karlsruher Fritschlach.
Bei der sehr herzlichen Verabschiedung kam ich mir fast wie ein langjähriger Stammgast vor, was ich bei der hier gebotenen, grundehrlich vorgetragenen Frischeküche, dem interessanten Weinangebot und den liebenswerten Akteuren in Küche und Service durchaus auch gerne werden würde. Zumal die Preise für den betriebenen Aufwand absolut im Rahmen sind.
In Karlsruhe und seinem Umland lassen sich immer wieder neue Gastronomien entdecken, die den (Rad)Weg über den Rhein rechtfertigen. Die Osteria Carlin Contrario zählt seit August zu meinen Favoriten. Manchmal passt halt einfach alles zusammen. So wie hier.