Geschrieben am 08.09.2025 2025-09-08| Aktualisiert am
08.09.2025
Besucht am 17.08.2025Besuchszeit: Abendessen 1 Personen
Rechnungsbetrag: 39 EUR
Manchmal passt einfach alles zusammen. An einem Sonntagabend Mitte August war das überraschenderweise mal wieder der Fall. Ich war allein mit dem Rad am Rhein unterwegs. Diesmal auf der rechten Rheinseite.
Allein die größere Auswahl an Einkehrmöglichkeiten macht den nicht weit vom Rhein entfernten Karlsruher Stadtteil Daxlanden zu einem attraktiven Ziel für kulinarisch aufgeschlossene Genuss-Radler.
Und so radelte ich bei untergehender Sonne durch das industrieromantische Areal des Rheinhafen-Dampfkraftwerks stromaufwärts bis zum Rheinstrandbad-Rappenwört, einem beliebten Karlsruher Naherholungsgebiet. Dort hat vor Kurzem im komplett sanierten Bootshaus ein neues russisch-usbekisches Restaurant namens „Alkmann“ eröffnet.
Ich entschloss mich zu einer spontanen Einkehr, die jedoch nicht umgesetzt werden konnte, da die Küche leider schon Feierabend gemacht hatte. Ich war ein paar Minuten zu spät, um erstmals mit Pelmeni, Wareniki, Tschebureki & Co. in kulinarischen Kontakt zu treten. Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben. Das Alkmann im Bootshaus steht seitdem auf der Liste für zukünftige Futtervorhaben ganz weit oben.
Ich erinnerte mich an die Casa Rustika an der Herrmann-Schneider-Allee, die mir im Rahmen einer ähnlichen Radtour im letzten Jahr – ich berichtete – vor die Pedale kam. Ein solider Italiener mit üppiger Pasta- und Pizzaauswahl. Aber dieser befand sich gerade im Urlaub und die ansonsten sehr lebhafte Casa sah dementsprechend verwaist aus.
Nun war Improvisieren gefragt. Mit Google-Maps wurde kurzerhand das kulinarische Umfeld gecheckt. Und siehe da: die sehr gut bewertete Osteria Carlin Contrario befand sich nur ein paar Straßen weiter. Da fiel die Entscheidung leicht, zumal mir nicht nach griechischer Küche – das Lokal „An den Saumseen“ wäre sogar noch näher gewesen – zumute war.
Ich stellte meinen unmotorisierten Drahtesel vor dem Eingang der von Hecken umfriedeten Außenterrasse des Lokals ab und staunte nicht schlecht, einen ehemaligen Schüler von mir dort als Bedienung anzutreffen.
Einen, den ich vor vielen Jahren zusammen mit seinen Eltern in meinem damaligen Lieblingslokal für Flammkuchen („Restaurant Muller“ im elsässischen Pfaffenbronn, Anm.) zufällig getroffen hatte und dessen Affinität für gutes Essen mir schon damals auffiel.
Ich wurde von ihm ausgesprochen herzlich begrüßt – man könnte diesbezüglich auch von echter Wiedersehensfreude sprechen – und durfte mir einen freien Tisch aussuchen. Da ließ sich meine „Premiere“ bei Carlin Contrario ja überraschend gut an.
Wie sich herausstellte, arbeitete er bereits seit geraumer Zeit im Service der Osteria und half auch manchmal in der Küche mit, wie er mir später bei einem netten Plausch und einem weichen Brandy aufs Haus erzählte.
Schnell wurde ich als durstiger Radler mit einem Schoppen Radler versorgt. Ein Radler für den Radler
Küchenchef und Inhaber Roberto hieß mich ebenfalls herzlich willkommen. Servicemann Fabian brachte mir die Schiefertafel mit dem ständig wechselnden Speisenangebot – es gibt keine „feste Karte“ in gedruckter Form – und die las sich ausgesprochen fein.
Pizza und Parmesanschnitzel – Fehlanzeige! Stattdessen weckten ein halbes Dutzend verlockend klingender Vorspeisen (von Caponata über Crostini bis hin zu mariniertem Thunfisch), fünf ansprechende Pastakreationen, drei Fleischgerichte (Bistecca Italiana, Entrecôte und Stufato alla Romana) und das Thunfisch-Steak mein kulinarisches Interesse. Mit den ebenfalls darauf vermerkten Desserts (Tortina al Burro, Crema al Limone, Panna Cotta und Honigmeloneneis etc.) beschäftigte ich mich noch nicht.
Der Blick in die Weinkarte bestätigte meinen vom ausgefallenen Speisenprogramm herrührenden Verdacht, dass es sich hier nicht um einen sogenannten „Standard-Italiener“ handelte. Eine wahre Fundgrube für vinophile Entdecker, die auch gerne mal den eingefahrenen Chianti-Kosmos verlassen. Preislich lagen die meisten Flaschenweine zwischen 25 und 35 Euro – und gerne hätte ich mir eine solche gegönnt. Aber ich musste ja wieder zurück nach Wörth radeln…
Ohne Tuna würde ich hier nicht die Heimreise antreten. Soviel stand fest. Es wurde dann letzten Endes der marinierte Thunfisch (17 Euro) aus dem Vorspeisenangebot. Leider waren die Linguine mit Seeteufel an diesem Abend bereits aus und so landete ich hauptgerichtlich bei den Tagliatelle Ragu Bolognese (18 Euro).
Doch zuerst grüßte Küchenchef Roberto mit einer schmackigen Bagna Cauda, die ich zusammen mit etwas Rohkost (Paprika) und Weißbrot genoss. Bagna Cauda zum Reindippen
Die hatte ordentlich Geschmack und vertrieb mir die Wartezeit bis zum marinierten Thunfisch auf delikate Weise.
Maestro Roberto verschob beim kalten Thun das Aromensprektrum – auch dank es darin verwendeten Ingwers – ganz leicht ins Asiatische. Marinierter Thunfisch vorweg
Jeder Happen dieser kaltgegarten, kulinarischen Meeresbrise strotzte nur so vor Frische. Rote Zwiebeln, Frühlingslauch, Sellerie und reife Cocktailtomaten sorgten für den vegetabilen Kick am Gaumen. Zitronensaft für das Prickeln auf der Zunge. Kurzum: eine hervorragend abgeschmeckte Marinade veredelte das qualitativ hochwertige, in Stücke zerteilte Thunfischfilet.
Bevor es nudelig wurde, ließ man meinen Papillen etwas Zeit zur Beruhigung. Roberto stellt den Großteil seiner Pasta selbst her. So auch die Tagliatelle, die mein handgeschnittenes, mit Weißwein, Gemüse, etwas Pancetta und ganz viel Amore geköcheltes Ragu Bolognese begleiteten. Wow, selbst für einen erfahrenen Bolo-Esser wie mich kam dieser Teller fast schon einem gustatorischen Erweckungserlebnis gleich. Meine "Bolo of the year"!
„Wenn jemand fragt, wohin du gehst – sag nach Bologna!“, kein Wunder, dass mir bei einer solchen, nach ehrlichem Handwerk schmeckenden Fleischsoße die Textzeile der österreichischen Rockband Wanda durch die Birne ging, erinnerte mich doch deren liedgewordene Liebeserklärung an die norditalienische Genusshauptstadt („Bologna“) an die kulinarische Herkunft dieses Leib- und Seelengerichts. Ragu alla Bolognese mit selbstgemachten Tagliatelle
Ein wunderbarer Fleischgeschmack adelte die noch leicht bissfesten Nudeln, die natürlich genau zur rechten Zeit aus dem blubbernden Salzwasser gefischt worden waren. Eine bessere Pasta hatte ich mir lange nicht mehr um die Gabel wickeln dürfen. Da blieb auch der dazu gereichte Parmesan unangetastet. Der hätte der Fleischsauce ihren besonderen Charakter genommen. Roberto freute sich sichtlich über mein Lob.
Doch dem nicht genug. Dazu spendierte mir der Servicemann meines Vertrauens ein kühles Gläschen Bianco di Custoza vom Veroneser Weingut Monte de Frà. Diese noble Weißweingeste nahm ich dankend an
Ein ganz feiner Zug von ihm. Der Weißwein vom Gardasee vertrug sich ganz hervorragend mit dem köstlichen Ragu. Das kulinarische Glück kann manchmal so einfach sein.
Selten habe ich mich bei einem Erstbesuch auf Anhieb so heimisch gefühlt wie in der vom sympathischen Padrone Roberto („Carlin“ ist sein Spitzname von früher) geführten Osteria, bei der das „Gegen-den-Strom-schwimmen“ (= „Contrario“) zum kulinarischen Konzept gehört. Nach einem samtweichen Brandy zum Digestif verließ ich gut gesättigt und hochzufrieden dieses italienische Kleinod in der Karlsruher Fritschlach. Abendstimmung auf der Terrasse vor der Osteria
Bei der sehr herzlichen Verabschiedung kam ich mir fast wie ein langjähriger Stammgast vor, was ich bei der hier gebotenen, grundehrlich vorgetragenen Frischeküche, dem interessanten Weinangebot und den liebenswerten Akteuren in Küche und Service durchaus auch gerne werden würde. Zumal die Preise für den betriebenen Aufwand absolut im Rahmen sind.
In Karlsruhe und seinem Umland lassen sich immer wieder neue Gastronomien entdecken, die den (Rad)Weg über den Rhein rechtfertigen. Die Osteria Carlin Contrario zählt seit August zu meinen Favoriten. Manchmal passt halt einfach alles zusammen. So wie hier.
Manchmal passt einfach alles zusammen. An einem Sonntagabend Mitte August war das überraschenderweise mal wieder der Fall. Ich war allein mit dem Rad am Rhein unterwegs. Diesmal auf der rechten Rheinseite.
Allein die größere Auswahl an Einkehrmöglichkeiten macht den nicht weit vom Rhein entfernten Karlsruher Stadtteil Daxlanden zu einem attraktiven Ziel für kulinarisch aufgeschlossene Genuss-Radler.
Und so radelte ich bei untergehender Sonne durch das industrieromantische Areal des Rheinhafen-Dampfkraftwerks stromaufwärts bis zum Rheinstrandbad-Rappenwört, einem beliebten Karlsruher Naherholungsgebiet. Dort hat vor Kurzem... mehr lesen
4.5 stars -
"Gegen den Strom - aber mit ganz viel Amore!" GourmägglerManchmal passt einfach alles zusammen. An einem Sonntagabend Mitte August war das überraschenderweise mal wieder der Fall. Ich war allein mit dem Rad am Rhein unterwegs. Diesmal auf der rechten Rheinseite.
Allein die größere Auswahl an Einkehrmöglichkeiten macht den nicht weit vom Rhein entfernten Karlsruher Stadtteil Daxlanden zu einem attraktiven Ziel für kulinarisch aufgeschlossene Genuss-Radler.
Und so radelte ich bei untergehender Sonne durch das industrieromantische Areal des Rheinhafen-Dampfkraftwerks stromaufwärts bis zum Rheinstrandbad-Rappenwört, einem beliebten Karlsruher Naherholungsgebiet. Dort hat vor Kurzem
Geschrieben am 04.09.2025 2025-09-04| Aktualisiert am
04.09.2025
Besucht am 21.08.2025Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 103 EUR
Seit diesem Sommer ist das Kutscherhaus in Gimmeldingen wieder geöffnet. Jetzt unter sehr sympathischer, italienischer Leitung. Die Auswahl an Speisen ist nicht riesig, kann sich aber trotzdem sehen lassen.
Da draußen auf der lauschigen Hofterrasse kein Tisch mehr frei war, holte man kurzerhand einen für uns aus dem Gastraum und deckte ihn frisch ein. Sehr zuvorkommend.
Da wir vorher am Gimmeldinger Steinbruch klettern waren, war unser Hunger entsprechend groß. Mich lachten die gegrillten Calamari (19,90 Euro) als Vorspeise an, um dann mit einer Pizza Frutti di Mare nachzulegen. Mein Kollege hatte den Caprese-Salat (12,50 Euro) vorweg und die Tagliatelle Adriatico mit Lachs und Shrimps in Weißweinsauce (19,90 Euro).
Als flüssige Begleitung wählten wir eine gut gekühlte Weißweincuvée (Chardonnay und Weißburgunder) vom benachbarten Weingut Mugler (denen auch das Kutscherhaus gehört) aus deren großen Lagen "Gimmeldinger Biengarten" und "Königsbacher Idig", die mit gerade einmal 30 Euro zu Buche schlug. Ein fantastischer, wunderbar mineralischer Sommerwein zu einem geradezu sensationellen Preis! Chardonnay-Weißburgunder-Cuvée von Mugler
Es dauerte ein wenig bis das Essen kam. Frisch Gekochtes braucht eben seine Zeit. Und der Andrang war an diesem Donnerstagabend ja auch recht groß. Mit frisch aufgebackenen Pizzabrötchen überbrückten wir die Zeit. Und mit solch einem guten Tropfen im Glas verging sie wie im Flug.
Meine gegrillten Calamari hatten erstklassige Qualität. Viel frischer bekommt man diese am Küstenort seiner Wahl auch nicht vom Grill auf den Teller gelegt. Gegrillte Baby-Calamari
Die Tagliatelle vom Kollegen dufteten nach einem ordentlichen Schuss Weißwein. Tagliatelle Adriatico
Er war sichtlich zufrieden mit seinem Pastagericht. Auch meine Meeresfrüchte-Pizza wusste mit saftiger Auflage zu gefallen. Pizza Frutti di Mare
Die Mädels vom Service und allen voran der sympathische Wirt Pipo agierten äußerst gastfreundlich. Hier fühlten wir uns gleich als Stammgäste. Den ein oder anderen Grappa aufs Haus konnten wir nicht ablehnen. Als Pfälzer Gast weiß man schließlich, was sich gehört.
Das wiederbelebte Kutscherhaus wird nach der nächsten Klettertour in Gimmeldingen garantiert wieder angesteuert. Schön, dass die nostalgische Einkehradresse wieder geöffnet hat. Gute italienische Küche geht schließlich immer!
Seit diesem Sommer ist das Kutscherhaus in Gimmeldingen wieder geöffnet. Jetzt unter sehr sympathischer, italienischer Leitung. Die Auswahl an Speisen ist nicht riesig, kann sich aber trotzdem sehen lassen.
Da draußen auf der lauschigen Hofterrasse kein Tisch mehr frei war, holte man kurzerhand einen für uns aus dem Gastraum und deckte ihn frisch ein. Sehr zuvorkommend.
Da wir vorher am Gimmeldinger Steinbruch klettern waren, war unser Hunger entsprechend groß. Mich lachten die gegrillten Calamari (19,90 Euro) als Vorspeise an, um... mehr lesen
Muglers Kutscherhaus
Muglers Kutscherhaus€-€€€Restaurant06321 66062Peter-Koch-Straße 47, 67435 Neustadt an der Weinstraße
4.5 stars -
"Gute italienische Küche in einer wiederbelebten Pfälzer Traditionsadresse" GourmägglerSeit diesem Sommer ist das Kutscherhaus in Gimmeldingen wieder geöffnet. Jetzt unter sehr sympathischer, italienischer Leitung. Die Auswahl an Speisen ist nicht riesig, kann sich aber trotzdem sehen lassen.
Da draußen auf der lauschigen Hofterrasse kein Tisch mehr frei war, holte man kurzerhand einen für uns aus dem Gastraum und deckte ihn frisch ein. Sehr zuvorkommend.
Da wir vorher am Gimmeldinger Steinbruch klettern waren, war unser Hunger entsprechend groß. Mich lachten die gegrillten Calamari (19,90 Euro) als Vorspeise an, um
Geschrieben am 30.08.2025 2025-08-30| Aktualisiert am
30.08.2025
Besucht am 22.01.2025Besuchszeit: Abendessen 8 Personen
Rechnungsbetrag: 279 EUR
Gute vier Jahre waren seit meiner letzten Einkehr im urigen Restaurant des Hotels Duwakschopp (pfälzisch für „Tabakschuppen“) vergangen. Und das obwohl das Lokal eine der wenigen Möglichkeiten darstellt, die mühsam eingetauschten Gastroguide-Gutscheine in meiner näheren Umgebung einzulösen.
Da bot es sich an, dort meinen 51ten Geburtstag zu feiern. Letztes Jahr wurde das Fest zur „runden Fünf“ aus privaten Gründen ersatzlos gestrichen. Dies galt es nun im kleinen familiären Kreis an einem Mittwochabend im Januar nachzuholen.
Nicht alle hatten Zeit, aber doch fanden sich sieben Personen und ein Kleinkind im Haynaer „Duwakschopp“ ein. Die nur ein paar Meter weiter entfernte, traditionsreiche „Krone“ ließen wir geflissentlich links liegen. Dort wollen Anspruch, Preis und Wirklichkeit seit einiger Zeit nicht mehr so recht zusammenpassen.
Im „Duwakschopp“ setzen Geschäftsführer Markus Schwegler und sein Team in erster Linie auf deftige Hausmannskost, die um ein paar gängige Tapas im Vorprogramm erweitert wird. Fleischesser kommen bei Schnitzel, Rumpsteak, Schweinemedaillons und Pfälzer Schweinereien (Saumagen und Bratwurst) auf ihre Kosten. Fischfreunde und Fleischverzichter müssen sich mit deutlich weniger Auswahl zufriedengeben.
Auch das Speisenangebot für die kleinen Gäste ist recht überschaubar. Mini-Schnitzel und Nudeln mit Tomatensauce in Ehren, aber da könnte man schon ein wenig mehr bieten. Dafür gibt es eine gut ausgestattete Spielecke, von der unser Töchterchen regen Gebrauch machte.
Die Art und Weise, wie das junge Serviceteam mit unserer Kleinen umging, zeigte, dass hier Kinder sehr willkommen sind. Und dass hier Kinder bis 1 Meter Körpergröße kostenlos verköstigt werden, spricht ebenfalls für die kinderfreundliche Einstellung der Betreiber.
Die Getränkepreise bewegten sich im akzeptablen Rahmen. Der halbe Liter Teinacher Mineralwasser belief sich auf 4,20 Euro. Die große (0,5-Liter) Saftschorle (Apfel, Traube, Maracuja) schlug mit 5,80 Euro zu Buche. Die kleine Flasche Fürstenberg alkoholfrei (0,33l) kam für 4 Euro aus dem Kühlschrank.
Für den Schoppen vom naturtrüben Hausbier (angeblich nach eigener Rezeptur) wurden 4,80 Euro berechnet. Ein Liter aufgesprudeltes Tafelwasser perlte für 5,50 Euro in der Karaffe. So weit, so erwartbar. Die Leute sollen ja auch was verdienen.
Als alle am Tisch mit Getränken versorgt waren und auf das Wohl des Geburtstagskinds angestoßen hatten, ging es ans Bestellen. Zum Rumpsteak im „Herren-Zuschnitt“ (Gentlemen-Cut, ca. 250 Gramm = „Mannheimer Amuse“, GG-Insider…) aus argentinischen Landen (28,80 Euro) durfte man sich eine Beilage und eine Soße frei dazu auswählen.
Da entschied ich mich doch glatt für Bratkartoffeln und Pfefferrahmsauce. Viermal wurde das auf Wunsch gegrillte Stück aus dem Rinderrücken an unserem Tisch geordert. Manch einer tat es mir nach und wählte auch die knusprigen Kartoffeln aus der Bratpfanne.
Auch das Rindergeschnetzelte mit Rösti (21,80 Euro), das Zanderfilet mit Tomaten-Lauch-Gemüse und Kartoffeln (21,90 Euro) und das mediterrane, mit Schafskäse und Zwiebeln gefüllte Cordon Bleu (20,80 Euro) fanden am Tisch ihre Abnehmer. Unser Töchterlein gab sich wie so oft mit Nudeln mit Tomatensoße (6,80 Euro) zufrieden. Ein kulinarisch eher anspruchsloses Kind halt…noch.
Vorweg orderte ich zweimal die für zwei bis drei Personen ausgelegte Tapas-Variation (jeweils 23,90 Euro), die uns eine abwechslungsreiche Auswahl an spanischen Snacks einbrachte. Da wurde praktisch jeder am Tisch fündig. Vun allem Ebbes (uff spannisch...)
In Knoblauchöl sautierte Champignons und Garnelen, ein mächtiges Stück von der Tortilla de Patatas, frittierte Kartoffelwürfel, Pimientos de Padron, Croquetas de Jamon, Albondigas (leider ohne Tomatensauce), Aioli sowie ein paar Scheiben Chorizo und Manchego-Käse bevölkerten die beiden üppig beladenen Holzbretter. Üppige Tapas-Auswahl vorweg
Die Qualität der spanischen Kleinspeisen war in Ordnung. Viel Frittiertes. Aber das kennt man ja. Die Tortilla fiel schön saftig aus. Die Garnelen waren zwar nicht allzu groß, aber auch nicht totgebrutzelt. Die ein oder andere Schinken-Käse-Krokette mehr hätte mich zwar begeistert, wäre aber wohl zu Lasten meines bald folgenden Rumpsteaktellers gegangen. Solche deftigen Vorspeisen zum Teilen gehen eigentlich immer
Die zufriedenen Gesichter am Tisch und die sich sukzessive leerenden Holzbretter verrieten mir, dass meine Tapas-Initiative vorweg anscheinend nicht die schlechteste Vorspeisen-Idee gewesen sein musste. Und so ein Essen zum Teilen trägt ja meistens auch zu mehr Geselligkeit bei. Die Stimmung war jedenfalls bestens und der erste Hunger wurde mit solider „Tapa-Ware“ adäquat gestillt.
Das junge Service-Team umsorgte uns aufmerksam. Neue Getränke wurden zeitnah an den Tisch gebracht und auch die zeitgleich servierten Hauptgänge – bei größeren Gruppen leider keine Selbstverständlichkeit – folgten nach angenehmer Wartezeit.
Den Gargrad der Rumpsteaks hatte man beim Bestellvorgang erfragt. Meines kam wie gewünscht „medium rare“ auf die Keramik. Darauf befand sich neben den vorbildlich gebratenen Kartoffeln auch eine sehr schmackhafte Pfefferrahmsauce, die à part in der Sauciere mitgeliefert wurde. Grobes Meersalz und frisch gemahlener Pfeffer zierte die wohlgeröstete Oberfläche meines Steaks aus des Rindes Rücken. Man denke es sich bitte angeschnitten und im perfekten Gargrad ;-)
Tadellose Fleischmannskost, bei der mich lediglich die frisch gehackte Petersilie irritierte. Aber sei es drum, die schob ich geflissentlich an den Tellerrand (wie das der Saarbrücker Kollege mit Tomaten wahrscheinlich genauso handhabt…). Sonderlob gibt’s für die fein abgeschmeckte Pfefferrahmsauce, die zusammen mit den Bratkartoffeln genossen, ihren Zweck fast übererfüllte. Rumpsteak für den Gentleman (mit Bratkartoffeln und Pfefferrahmsauce)
Auch das Rindergeschnetzelte wurde von seinem Vertilger für fein befunden. Sein betörender Duft nach kräftiger, dunkler Sauce blieb auch mir nicht verborgen. Dass die dazu servierten Rösti-Taler nicht hausgemacht waren, war erwartbar. Das sind die Fritten und Kroketten in Restaurants mit gutbürgerlicher Küche ja in der Regel auch nicht. Rindergeschnetzeltes mit Rösti-Talern
Schön knusprig fielen sie aus, wie mir meine Gattin, die sich das mediterrane Cordon Bleu gönnte, bestätigte. Auch ihre dazu georderte Salsa, eine leicht pikante Paprikasoße, wusste zu gefallen. Warum nicht auch mal ein Schweineschnitzel mit Schafskäse und Zwiebeln füllen? Das mediterrane Cordon Bleu mit Paprikasauce
Ein alles in allem gelungener Geburtstagsabend in urig-gemütlicher Atmosphäre ging danach so langsam dem Ende entgegen. Auf einen Nachtisch wurde verzichtet. Dafür waren die Vor- und Hauptspeisen dann doch zu mächtig ausgefallen.
Leider habe ich es verpasst, Eindrücke vom wertig eingerichteten Interieur mit seinen vielen freiliegenden Holzbalken an den Wänden fotographisch festzuhalten. Aber wer auf helles Holz (Tische, Boden, Decke) und z.T. freiliegende Fachwerknostalgie steht, wird sich hier drin garantiert wohlfühlen.
Auch das PLV stimmte und der Service gab sich alle Mühe, uns einen schönen Abend zu bescheren. Besonders gefallen hat es übrigens unserer Tochter, die sich die meiste Zeit in der hübsch gestalteten Spielecke in Blickweite zu unserem Tisch aufhielt. Das entspannte nicht nur ihre Eltern.
Ein paar Tage später feierte ich dann mit meinen besten Freunden bei guten Freunden. Kulinarisch ging es da etwas höher her. Ich hatte schließlich den 50er gebührend nachzuholen. Dass es hierfür nach Ilbesheim in den Hubertushof ging, wird den ein oder anderen Leser wahrscheinlich nicht überraschen. Und ja, davon werde ich vielleicht auch noch berichten…
Gute vier Jahre waren seit meiner letzten Einkehr im urigen Restaurant des Hotels Duwakschopp (pfälzisch für „Tabakschuppen“) vergangen. Und das obwohl das Lokal eine der wenigen Möglichkeiten darstellt, die mühsam eingetauschten Gastroguide-Gutscheine in meiner näheren Umgebung einzulösen.
Da bot es sich an, dort meinen 51ten Geburtstag zu feiern. Letztes Jahr wurde das Fest zur „runden Fünf“ aus privaten Gründen ersatzlos gestrichen. Dies galt es nun im kleinen familiären Kreis an einem Mittwochabend im Januar nachzuholen.
Nicht alle hatten Zeit, aber doch... mehr lesen
Restaurant Duwakschopp
Restaurant Duwakschopp€-€€€Restaurant, Tapasbar, Hotel, Ausflugsziel072769872220Hauptstrasse 103, 76863 Herxheim bei Landau/Pfalz
4.0 stars -
"Kinderfreundliche Familienfeier bei deftiger Hausmannskost in zünftigem Fachwerkambiente" GourmägglerGute vier Jahre waren seit meiner letzten Einkehr im urigen Restaurant des Hotels Duwakschopp (pfälzisch für „Tabakschuppen“) vergangen. Und das obwohl das Lokal eine der wenigen Möglichkeiten darstellt, die mühsam eingetauschten Gastroguide-Gutscheine in meiner näheren Umgebung einzulösen.
Da bot es sich an, dort meinen 51ten Geburtstag zu feiern. Letztes Jahr wurde das Fest zur „runden Fünf“ aus privaten Gründen ersatzlos gestrichen. Dies galt es nun im kleinen familiären Kreis an einem Mittwochabend im Januar nachzuholen.
Nicht alle hatten Zeit, aber doch
Geschrieben am 28.07.2025 2025-07-28| Aktualisiert am
28.07.2025
Besucht am 18.12.2024Besuchszeit: Abendessen 5 Personen
Rechnungsbetrag: 206 EUR
Die letzte offizielle „Clubsitzung“ des Jahres 2024 führte mich zusammen mit vier Wörther Schlemmerkollegen nach Niederhorbach. Unser Ziel war das Restaurant im Weingut Fritz Walter, das auch ein komfortables Weinhotel beherbergt. Wir folgten einem leuchtenden Stern bis nach Niederhorbach...
Dieses musste seit Ende 2022 ohne Gastronomie auskommen, denn das vom damaligen Küchenchef Björn Reuter betriebene Restaurant mit interessantem Konzept („Pfalz meets Südkorea“) existierte schon eine ganze Weile nicht mehr und auch der Versuch, das Restaurant im Kreise der Familie weiterzuführen, misslang.
Lange wurden Nachpächter gesucht und schließlich im nicht weit entfernten Örtchen Oberhausen gefunden. Dort betrieb die aus dem Salento (Apulien) stammende Silvana Simmen ein paar Jahre lang ihre „Pizzicheria“ im Weingut Vongerichten. Da sie sich mit Weingutsgastronomie gut auskannte, war es für sie im Prinzip nur ein Wechsel des Standortes.
Seit August vergangenen Jahres betreibt nun Silvana Simmen das wertig eingerichtete Weinrestaurant im Hause Fritz Walter. Zusammen mit ihrem Neffen Luca Quarta, der sich um den Service kümmert, bringt sie in erster Linie schmackhafte Pasta-Gerichte nach Rezepten aus ihrer apulischen Heimat auf den Tisch.
Mit Polpette (Hackfleischbällchen), Fave Salentine (Saubohnen-Püree) und Bombette Pugliesi (gefülltes Nackensteak im Speckmantel) hebt man sich auf süditalienische Weise vom gängigen Italo-Mainstream ab.
Mit Focaccia-Burger in drei verschiedenen Ausführungen, paniertem Schweineschnitzel und dem obligatorischen Schnitzel Parmigiana kommen jedoch auch eingefleischte Redundanzesser auf ihre Kosten.
Bei unserem Besuch Mitte Dezember standen außerdem Minestrone, Rumpsteak mit Austernpilzen und ein hausgemachtes Tiramisu auf der Empfehlungstafel, die uns gleich am Eingang ins Auge fiel.
Wir betraten das Walter’sche Anwesen über den stimmungsvoll beleuchteten und vorweihnachtlich geschmückten Innenhof, auf dem man es sich im Sommer sicher ganz wunderbar unter freiem Himmel gemütlich machen kann. Die Terrasse im Winterschlaf
Einer der Kollegen hatte den 5er-Tisch vorab klargemacht. Servicechef Quarta empfing uns freundlich und führte uns zu eben jenem. Moderne Hängeleuchten und Wandstrahler trugen mit angenehmer Beleuchtung zur behaglichen Atmosphäre des teilweise klinkerverputzten Gastraumes bei. Modernes Weinstubenambiente
Nur die paar gerahmten Schwarz-Weiß-Fotos bekannter italienischer Leinwandhelden bzw. -heldinnen erinnerten an die Herkunft der Betreiber. Das war es dann aber auch schon mit den italienischen Momenten beim Interieur, an dessen gediegenem Weinrestaurant-Ambiente aus früheren Zeiten kaum etwas geändert wurde. Der gemütliche Gastraum
Zum rustikalen Holzboden (Parkett in Holzdielenoptik) passte das ebenfalls aus dunklem Holz gefertigte Bistro-Mobiliar. Stühle und Wandbank waren ausreichend gepolstert. Mit anderen Worten: hier ließ es sich hier ganz vortrefflich aushalten. Stimmungsvolles Interieur
Einfache, kreisrunde Platzsets aus Bast kamen zur Schonung der blanken Verzehrbretter zum Einsatz. In weißen Serviettentaschen steckte unser dreiteiliges „Handwerkszeug“ und wartete auf seinen Einsatz.
Doch zuerst glichen wir unser Flüssigkeitsdefizit auf unterschiedliche Weise aus. Wie mein selten unterhopft auftretender, mir gegenübersitzender Kollege griff ich zum Hellen aus dem Hause Bellheimer (0,33l für 3,80 Euro). Das schmeckt gut gekühlt schließlich auch in einem Pfälzer Weingut. Später gönnte ich mir noch ein Viertel vom Fritz Walter’schen Chardonnay (6,80 Euro). Ein trockener Weißer mit präsenter Säure, schlanker Frische und sortentypischer Eleganz in Glas. Gefiel mir ausgesprochen gut.
Bei zwei anderen Herren perlte derweil Mineralwasser der Marke Bellaris Gourmet in den Gläsern (0,7l-Flasche für 4,90 Euro). Der Fünfte im Bunde erfreute sich an der weißen Spielart des nicht nur in der Pfalz so beliebten Spätburgunders. Sein Blanc de Noir (das Achtel für 4,80 Euro) kam als schmeichelnder Gentleman ins Glas. Mit gut eingebundener Säure schlug er ehe weiche Burgundertöne an. Der Kollege war davon so angetan, dass er später noch ein zweites Gläschen folgen ließ.
Vorweg ging zweimal die Minestrone (7,90 Euro) von der Empfehlungstafel. Die drei „Bruschettiere“ wagten sich trotz der kalten Jahreszeit an das tomatisierte Röstbrot (8,90 Euro), das in keinem Antipasti-Programm (und auf keiner Studentenparty!) fehlen darf. Für die einen der köstlichste „Arme-Leute-Snack“ der Welt. Für die anderen – neben dem omnipräsenten Caprese – der obligatorische Pizzeria-Dauerbrenner fürs Vorprogramm schlechthin.
Während mich eine grundehrliche Gemüsesuppe mit ordentlich Einlage so richtig winterlich abholte, genossen meine Tischkollegen ihre ganz klassisch mit Olivenöl, Basilikum und Knoblauch veredelte Auflage aus kleingeschnittenen Kirschtomaten (wahrscheinlich süditalienische Importware). Etwas Rucola-Gestrüpp und Balsamico-Crème ergänzten die vier Tomatenbrote in erwartbarer Weise.
Anscheinend schmeckten ihnen die knusprig-saftigen Appetithappen. Auch die Kirschtomaten hatten – in Anbetracht der Jahreszeit – ein anständiges Aroma. Nichts ist schlimmer als wässrige, geschmacksneutrale Tomaten auf röschen Baguettescheiben. War hier aber definitiv nicht der Fall.
Dass sich Küchenchefin Silvana Simmen bei den sogenannten „Kleinigkeiten“ Mühe gab, war auch bei meiner Minestrone deutlich zu schmecken. Da wurde nicht mit frischen Kräutern und Gemüse gegeizt. Für den besonderen Kick am Gaumen sorgte der reife Grana Padano, der kurz vor dem Servieren darüber gehobelt wurde. 1A-Minestrone!
Den Rest erledigten die darin schwimmenden Stücke aus dem mehr oder weniger weit entfernten Gemüsegarten (Zucchini, Kartoffel, Karotte und Kirschtomate) zu meiner vollsten Zufriedenheit. Da ließ es sich doch ganz vortrefflich aus dem Trüben löffeln. Ehrliche italienische Terrinenkost ohne Zaubertricks, aber mit ordentlich Einlage! Italienische Gesundsuppe mit reichlich Einlage
Der Start in den Abend war gelungen.
Dann wurde es nudelig. Alle hatten wir uns für Pasta entschieden. Zwei Kollegen mochten es fischig und setzten dabei auf die Troccoli al Salmone (18,90 Euro). Der Mann zu meiner Rechten entschied sich für die Orecchiette con Polpette (17,90 Euro), während mein Gegenüber es mir nachtat und auch die Paccheri Salsiccia (17,90 Euro) – laut Karte der Klassiker des Hauses – orderte.
Die Pastagerichte wurden zeitgleich serviert, dufteten anregend um die Wette und strotzen nur so vor Süffigkeit. Für Suppen- und Saucenfans gleichermaßen ein Genuss, war das dem ein oder anderen am Tisch dann doch etwas zu viel Flüssigkeit im tiefen Nudelteller.
Mich als ausgewiesener Saucenfreund störte das nicht im Geringsten, schwammen doch meine auf Biss gegarten, mit angebratener Salsiccia durchmischten Röhrennudeln (Paccheri) in einem aromatischen Tomatensud, der mit reichlich Überschmeck gesegnet war. Paccheri Salsiccia - ein Klassiker des Hauses
Na klar, wurde hier mit einem guten Schluck Weißwein gekocht. So gehört sich das schließlich in einem Weinrestaurant. Kirschtomaten, Petersilie und Lauch fanden sich ebenfalls in der köstlichen Tunke wieder. Das feine Fenchelaroma der Salsiccia harmonierte prächtig mit der kräuterfrischen Petersilie, dem herben Rucola und der vollmundigen Parmesanwürze. Ein paar Scheiben vom knusprig gerösteten Ciabatta-Brot zum Tunken konnten da wirklich nicht schaden.
Dieses Pasta-Gericht schmeckte so herrlich nach der herzhaften Seele des Salento, dass ich für einen Augenblick glaubte, nicht den nahegelegenen Hirtenbach, sondern das Mittelmeer im Hafen von Otranto plätschern zu hören. Kulinarische Erinnerungen an die Reise zum Stiefelabsatz mit meinem Vater vor rund neun Jahren kamen auf…
Auch sehr zufrieden zeigten sich die beiden „Troccoli-Brüder“ am anderen Ende des Tisches. Ihre etwas dickeren, apulischen Spaghetti wurden von einer mit Weißwein und Zitrone aufgefrischten Lachs-Sahne-Sauce umspült, die dank Kurkuma eine leicht gelbliche Farbe hatte. In der dunklen Keramik serviert, machte das auch optisch einiges her. Troccoli al Salmone in Kurkuma-Gelb
Der Kollege mit der Kombi aus „Öhrchen und Bällchen“ (Orecchiette con Polpette) wäre wohl auch mit deutlich weniger Tomatensugo zufrieden gewesen. Sei es drum, sein mit Knoblauch, Basilikum und Minze aromatisierter Nudel-Teller duftete mir äußerst verlockend entgegen. Auch die hausgemachten Hackbällchen schienen ihrer fleischernen Pflicht mit der nötigen Lockerheit nachzukommen. Auch die Orecchiette con Polpette sahen klasse aus
Als großer Freund der apulischen Öhrchenpasta hätte mir dieses Gericht definitiv zugesagt. Eine kleine Kostprobe bestätigte meinen Verdacht. Sind für den nächsten Besuch bereits vorgemerkt!
Das süße Finale wurde mit zweimal Schoko-Soufflé (8,80 Euro) und einem beachtlichen Tiramisu (8,90 Euro) eingeläutet. Für den Verzehr des Schichtdesserts aus Löffelbiskuits und Mascarpone-Crème zeigte ich mich verantwortlich. Eine süße Kleinigkeit zum Schluss...
Frisch gemacht, schmeckt mir diese cremig-süße, mit Amaretto und Espresso verfeinerte Dessertspezialität auch bei fortgeschrittener Sättigung. Geht wahrscheinlich nicht nur mir so…
Der Abend in Silva’s Ristorante hat allen Beteiligten sehr gut gefallen. Mit toller Pasta in gemütlicher Umgebung ließen wir die letzte offizielle Clubsitzung des Jahres 2024 genussvoll ausklingen. Das Preis-Genuss-Verhältnis stimmte und auch der Service trug mit seiner zugewandten Art zum Gelingen dieser vorweihnachtlichen Einkehr bei.
Die Planung weiterer Gaumenerlebnisse fürs kommende Jahr hatten wir zu diesem Zeitpunkt bereits in Angriff genommen, indem wir die (ungefähren) Orte für weitere Zusammenkünfte unserer fünfköpfigen Gourmandgruppe unter Berücksichtigung der strengen „Club-Regularien“ festlegten.
Es sollte aber noch eine ganze Weile dauern, ehe wir uns Anfang April bei einem trubeligen, weil sehr beliebten Landauer Italiener in gleicher Runde wiedersehen sollten. Gute italienische Küche geht halt immer!
Die letzte offizielle „Clubsitzung“ des Jahres 2024 führte mich zusammen mit vier Wörther Schlemmerkollegen nach Niederhorbach. Unser Ziel war das Restaurant im Weingut Fritz Walter, das auch ein komfortables Weinhotel beherbergt.
Dieses musste seit Ende 2022 ohne Gastronomie auskommen, denn das vom damaligen Küchenchef Björn Reuter betriebene Restaurant mit interessantem Konzept („Pfalz meets Südkorea“) existierte schon eine ganze Weile nicht mehr und auch der Versuch, das Restaurant im Kreise der Familie weiterzuführen, misslang.
Lange wurden Nachpächter gesucht und schließlich im nicht... mehr lesen
Silva‘s Ristorante Cucina Salentina
Silva‘s Ristorante Cucina Salentina€-€€€Restaurant06343 9365536Landauer Straße 82, 76889 Niederhorbach
4.0 stars -
"Gelungene Pastafahndung mit guten Gaumenfreunden" GourmägglerDie letzte offizielle „Clubsitzung“ des Jahres 2024 führte mich zusammen mit vier Wörther Schlemmerkollegen nach Niederhorbach. Unser Ziel war das Restaurant im Weingut Fritz Walter, das auch ein komfortables Weinhotel beherbergt.
Dieses musste seit Ende 2022 ohne Gastronomie auskommen, denn das vom damaligen Küchenchef Björn Reuter betriebene Restaurant mit interessantem Konzept („Pfalz meets Südkorea“) existierte schon eine ganze Weile nicht mehr und auch der Versuch, das Restaurant im Kreise der Familie weiterzuführen, misslang.
Lange wurden Nachpächter gesucht und schließlich im nicht
Geschrieben am 18.07.2025 2025-07-18| Aktualisiert am
19.07.2025
Besucht am 12.12.2024Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 369 EUR
Diesen gönnte ich mir zusammen mit einem kollegialen Freund in der Vorweihnachtszeit. Mit den Öffentlichen ging es von Wörth aus über Karlsruhe in Richtung Eggenstein, einer mit Leopoldshafen zusammengeschlossenen Doppelgemeinde im Norden der Fächerstadt.
Ziel unseres kulinarischen Abstechers über den Rhein war das direkt an der Eggensteiner Hauptstraße gelegene Restaurant „garbo im Löwen“, das seit Februar 2017 von Küchenchef Marcel Kazda geführt wird. Der gebürtige Karlsruher Kazda erkochte sich zusammen mit seinem Team im Jahr 2023 den begehrten Michelin-Stern, den er bis heute hält.
Bei ihm trifft klassisches Handwerk auf hochwertige Produkte, die auch gerne aus der näheren Umgebung kommen dürfen. Seine badischen Wurzeln leugnet er dabei nicht im Geringsten. Ganz im Gegenteil: er liebt die traditionellen Gerichte seiner Heimat genauso wie die französisch, mediterran, asiatisch oder orientalisch inspirierten Teller.
Dementsprechend breitgefächert liest sich das Speisenprogramm. Neben einer kleinen À-la-Carte-Auswahl sind es die beiden Menüs, wegen denen sowohl nostalgisch veranlagte Genießer als auch kulinarisch aufgeschlossene Feingaumen im traditionsreichen „Löwen“ gerne einkehren.
Das renommierte Haus blickt auf eine lange gastronomische Tradition zurück. Bereits in den 90er Jahren zählte es unter der Ägide von Pasteten- und Terrinengott Lothar Buck zur Spitze der Karlsruher Gastroszene. Und genau da steht es auch heute wieder.
Marcel Kazda, der im Laufe seiner Kochkarriere in mehreren angesehenen Häusern (z.B. Restaurant Imperial im Schlosshotel Bühlerhöhe zu Wolfgang Müllers Zeiten oder als Souschef an der Seite von Marco Müller im Restaurant Harlekin, Grandhotel Esplanade, Berlin) tätig war, hat dem Eggensteiner „Löwen“ wieder zu neuem Glanz verholfen.
Mit Philipp Spielmann konnte er einen erfahrenen Sommelier als Restaurantleiter gewinnen. Der sympathische Spielmann, der das betreute Trinken in Perfektion „dirigiert“, war zudem ein ganz hervorragender Gastgeber, der uns das Ankommen so angenehm wie möglich machte.
Von blasiertem Sommeliergehabe und übertriebener „Etikettenreaktion“ keine Spur. Stattdessen glänzte er mit witzigen Anekdoten und profundem Wein- und Winzerwissen. Ein rundum cooler Suffmeister, der uns stets das Gefühl gab, genau das richtige im Glas zu haben (auch wenn es kein Rebensaft war…) und der zudem mit einer gesunden Portion Humor ausgestattet war. Seine Performance an diesem Donnerstagabend war wirklich ganz großes Servicekino. Kann man vielleicht anders, aber wohl kaum besser hinkriegen.
Dass er uns vorab einen Blick auf das vorbildlich marmorierte Rindersteak im Rohzustand werfen ließ und damit unsere Lust auf den Fleischgang noch potenzierte, war ein herrlich durchtriebener Schachzug. Badisches Wagyu vom Glasstetter
Der Mann wusste also auch, wie man gestandene Karnivoren bei Laune hielt.
Von außen eher unscheinbar, zählen im „garbo“ eher die inneren Werte. Wir durften in der holzvertäfelten Stube, unweit des alten Kachelofens Platz nehmen und fühlten uns gleich sehr gut aufgehoben. Dem hier vorherrschenden Wirtshauscharme aus der guten, alten Zeit kann man sich gar nicht entziehen.
Auf dem mit weißem Leinen überzogenen Tisch erwarteten uns bereits auf Hochglanz polierte Wasser- und Weingläser, Silberbesteck, Brottellerchen und hübsch gefaltete Stoffservietten. Unser stilvoll eingedeckter Tisch
Gediegene badische Tafelkultur in nostalgisch-gemütlichem Rahmen. Einfach schön, wenn Klasse nicht auf Kosten der Gemütlichkeit geht. Statt einer langatmigen Schilderung der einzelnen Einrichtungsdetails, lasse ich an dieser Stelle lieber die Bilder sprechen. Gaststube zum Wohlfühlen Gediegene Wirtshausatmo
Uns hatte man zeitnah mit einer Flasche Peterstaler Mineralwasser „medium“ (8,90 Euro) den ersten Durst genommen und mit der aufklappbaren Speisenkarte versorgt. Zum Aperitif gönnte sich mein Kollege ein Gläschen Haussekt, einem „Dosage Zero“ (0,1l für 12 Euro) vom Weingut Eugen Wambsganss aus Landau-Nussdorf (Pfalz), der schön „brut“ prickelte. Erstmal bei "Null" anfangen...
Ich machte da lieber den Südfranzosen und süffelte mich an einem aromatischen, mit Eiswasser verdünnten Pastis (9 Euro) in Verzehrlaune.
Dann wurde es schwierig. Für welches der beiden Menüs sollte ich mich entscheiden? Da kein tischgebundener Menüzwang herrschte, war theoretisch alles möglich. Mein der rechtsrheinischen Regionalküche zugewandter Tischgenosse hatte sich recht schnell auf den kulinarischen Fußabdruck der badischen Art eingeschossen, während mich auch das Inspirationsmenü von Maître Kazda reizte.
Schnell einig waren wir uns dagegen, dass wir an diesem Abend über die volle 7-gängige Distanz gehen wollten. Die kulinarische Genussreise durch Baden war in der Komplett-Version für faire 119 Euro zu haben. Für einen Fuffi mehr blies der Sternekoch zur deutlich internationaler daherkommenden Gaumeninspiration seines Degustationsmenüs mit gleicher Anzahl von Gängen.
Um meine kulinarischen Vorurteile gegenüber rechtsrheinischer Hausmannskost ein wenig abzubauen, schloss ich mich dem „Gelegenheitsbadenser“ am Tisch an. Wir orderten also beide das Baden-Menü in der All-in-Ausführung. Bei mir jedoch mit einer kleinen Ausnahme.
Ich fragte höflich an, ob man den Rheinzander nicht gegen den auf der Haut gebratenen Ike Jime Wolfsbarsch vom Inspirationsmenü tauschen könne. Gegen einen kleinen Aufpreis (10 Euro) wurde meinem Wunsch sehr gerne entsprochen. So viel Flexibilität gibt es sicher nicht in jeder Sterneküche.
Dann schmökerte ich ein wenig in der umfangreichen Spielmann-Bibel, die ein erkleckliches Flaschenweinangebot listete. Der Löwenkeller musste ganz schön groß sein. Anders konnte ich mir die fast schon enzyklopädischen Ausmaße dieses mit großem Weinverstand zusammengestellten Kompendiums kaum erklären. Eine vinophile Entdeckungstour quer durch den europäischen Kontinent, deren riesige Auswahl uns vor Entscheidungsnöte stellte.
Vielleicht war es die Sehnsucht nach mediterraner Wärme, die mich in dieser kalten Jahreszeit einen nicht allzu schweren Roten von der beliebten Ferieninsel Mallorca auswählen ließ. Die hauptsächlich aus der einheimischen Rebsorte Manto Negro und etwas Syrah bestehende Cuvée aus dem Jahr 2020 nannte sich „Tanuki Bob“ und kam aus biologischem Anbau. Die 52 Euro für die Flasche (Faktor 3!) waren sehr gut investiert und für ein Sternelokal (mit all dem „Drumherum“) absolut fair bepreist. Der Rotwein des Abends war ein Mallorquiner
Das bekannte Garagen- oder besser gesagt „Scheunenweingut“ 4 Kilos aus Felanitx, die auch gerne mal unter „12 Volts“ stehen, steckte hinter diesem angenehm weichen Mallorquiner, dessen zarte 13% für gehörigen Trinkfluss sorgten. Ein wunderbar ausgewogener Rotwein, der Erinnerungen an feuchtfröhliche Finca-Abende zusammen mit guten Freunden weckte. Wie schön, dass es kommenden Herbst endlich wieder soweit ist…
Los ging es mit einer ganzen Reihe von herbstlichen Einstimmungen. Zur abwechslungsreichen Brotauswahl von der Karlsruher Traditionsbäckerei Meier Vier Sorten Brot von der Bäckerei Meier
reichte man eine mit Kürbiskernöl verfeinerte Butter Butter mit Kürbiskernanteilen
sowie ein fein abgeschmecktes Hummus von der Roten Beete mit schwarzem Sesam und marinierten Kichererbsen. Don't judge a Hummus by its colour!
Das machte nicht nur farblich einiges her, es schmeckte auch ganz hervorragend.
Weiter ging der bunte Amuse-Reigen mit einem Kürbissüppchen mit Kokos-Curry-Schaum (als Shot serviert) Kürbis-Shot mit Asia-Aromen
und einer knusprig salzigen Miniaturdampfnudel, die auch meine Mutti früher nicht besser (aber natürlich größer!) hinbekommen hat. Im Zusammenspiel mit der wunderbar aromatischen Kürbissuppe ein echter „Sehnsuchtsbissen“. Miniaturdampfnudeln mit Kürbis-Kokos-Suppe
Dem nicht genug, feierte auch noch der Federweiße in Form eines schmackigen Zwiebelkuchenwürfels mit Gel vom neuen Wein sein spätherbstliches Comeback – wenn auch nur als Häppchen mit gepickeltem Radieschen auf dem schicken Amuse-Löffel. Zwiebelkuchen und neuer Wein (als Gel)
Auch so eine kleine Aromenbombe ohne viel Tralala, die unsere Vorfreude auf die bald folgenden badischen Genüsse noch steigerte.
Als ersten Gang servierte uns die freundlich-souverän agierende Servicecrew subtil geräucherten Balik-Lachs in absoluter Spitzenqualität. Dieser lag in kleine Würfel geschnitten auf einem kross gebratenen Kartoffelpuffer, der – so mochte ihn schon Marcel Kazdas Opa am liebsten – mit etwas Speck zu Höchstform auflief. Reschbeggt! Gepufferter Balik-Lachs
Geräucherte Crème Fraiche unterstützte die vollmundige, auf der Zunge schmelzende Fischspezialität stimmig. Saiblingskaviar und mit Kresse-Öl verfeinerte Molke brachten süffig-salzige Frische ins Spiel. Balik-Lachs auf Opas Kartoffelpuffer mit Speck, geräucherte Crème Fraiche, Saiblingskaviar, Molke mit Kresse-Öl
Heilig’s Lächsle! Was für ein großartiger Aufgalopp durchs Land der knusprigen Reibeküchle. Hochzufrieden brachte er uns in badische Festtagssuppenlaune.
Eine intensive Tafelspitz Consommé duftete doppelt und dreifach (konzentriert) aus dem dekorativen Gläschen. Neben Wurzelgemüsebrunoise, frischem Schnittlauch und kleinen Tafelspitzwürfeln, badeten auch ein paar Flädle, ein Markklößchen sowie ein kleiner Raviolo in der vollmundigen Rindfleischbrühe. Badische Festtagssuppe aka Tafelspitz-Consommé mit Einlagen
Ihr reiner Fleischgeschmack beeindruckte am Gaumen genauso wie die stimmige Einlagensammlung. Die mürben Markklößchen hätten von ihrer Konsistenz her auch aus der Küche meiner Mutter stammen können. Ja, ist denn heut‘ scho Weihnachten? Glückselig grinsend löffelten bzw. tranken wir den flüssigen Seligmacher bis zum letzten Tropfen aus.
Dann trennten sich beim Fischgang unsere kulinarischen Wege. Während sich mein Kollege sein Zanderfilet aus dem Daxlandener Altrhein in Rieslingssahnesauce mit gehobelten Champignons de Paris schmecken ließ, Das Zanderfilet vom Rheinfischer Axel aus Daxlanden nach Badischer Art
erfreute ich mich an dem nach Ike-Jime-Art geschlachteten Wolfsbarsch, von dem ein kross auf der Haut gebratenes Stück das Porzellan zierte. Auf der Haut gebratener Ike Jime Wolfsbarsch an Chorizo-Muschel-Sud, Schnippelbohnen und Pecorino-Krapfen
Ihn umspülte ein schaumiger, orangefarbener Muschelsud, der mit seiner wuchtigen Chorizo-Würze verblüffte. Ein pikantes Meereselixier ganz nach meinem Geschmack! Neben dem unfassbar zarten und supersaftigen Schuppentier thronte ein knusprig-cremiger Pecorinokrapfen auf in feine Streifen geschnittenen Schnippelbohnen. Ein Fischteller zum Niederknien!
In der Summe ergab das einen kräftigen Fischteller im allerbesten Sinne, der es mit jeder guten Bouillabaisse hätte aufnehmen können. Ich muss gestehen, dass ich eine solche Aromendichte eher am Vieux Port von Marseille erwartet hätte als in Eggenstein-Leopoldshafen.
Bei Gang Nummer vier, dem Bauch vom Kraichgauer Landschwein, der es sich zwischen einer gebratenen Blutwurstscheibe und einer ebenfalls in der Pfanne geschwenkten Tranche vom Serviettenknödel gemütlich gemacht hatte, waren mein Kollege und ich wieder voll auf Wellenlänge. Kraichgauer Landschweinebauch zwischen Blutwurst und Serviettenknödel
Und auf was für einer! Die geradezu sündhaft saftige „Schweinerei“ wurde mit geschmolzenem Lardo, karamellisiertem Apfel, französisch gebuttertem Kartoffelpüree, ein paar Blättern Feldsalat und einer dunklen Jus veredelt und avancierte so zur Highend-Hausmannskost. Kraichgauer Landschweinebauch mit gebratener Blutwurst, Serviettenknödel, karamellisiertem Apfel, geschmolzenem und dehydriertem Lardo, Feldsalat und Jus
Das ergab eine großartige, aromensatte Leib- und Seelenspeise, die wie die Faust aufs Auge zur Falstaff-Figur ihres Erschaffers passte. Und von der man beim besten Willen nicht wusste, ob man sie der Hoch- oder Weinstubenküche zuordnen sollte. Egal, feste Grenzen zwischen Sterne- und Wirtshauskost sind für Chefkoch Kazda anscheinend nur dazu da, um sie mit spielerischer Leichtigkeit aufzuheben.
Da passte dann auch das frisch gezapfte Helle aus dem Hause Hoepfner, das sich mein Kollege zum ultrazarten Schweinebauch schmecken ließ. Ich blieb dagegen lieber beim samtweichen Roten von der Deutschen liebster Urlaubsinsel.
Und ich tat gut daran, denn bald sollte eine „Badische Leibspeise“ par excellence folgen. So sieht also eine badische Leibspeise aus...Reschbeggt!
Auf einem tiefdunklen Saucenspiegel – allein für diese substantielle Spätburgunderjus hatte sich der Ausflug nach Eggenstein allemal gelohnt – lagen badische Köstlichkeiten von Feld und Wiese akkurat nebeneinander gereiht. Dass dazu auch der Rotwein aus Mallorca eine exzellente Figur machte, wunderte nicht wirklich.
Hauptdarsteller war natürlich das bereits vorab von Gastgeber Spielmann im Rohzustand geteaserte, traumhaft marmorierte Stück aus dem Rinderrücken („Badisches Wagyu“), das rosa gebraten und lediglich mit ein paar Salzflocken bestreut zwischen einem in Butter gebratenen „Bubenspitzel“ (Schupfnudel) und einem Häuflein Sauerkraut hervorlugte. Rosa gebratenes Rumpsteak zwischen Schupfnudel und Sauerkraut auf fabelhafter Spätburgunderjus
Eine halbe hausgemachte Maultasche samt Schmälzzwiebeln komplettierte diesen makellosen Karnivorentraum für Saucensüchtige. Selbstgemachte Maultasche mit Schmälzzwiebeln
Ein hausmannsköstlicher Fleischteller, auf dem hochwertige Produkte aus der Region – das Nobelrind stammte übrigens, wie fast alles, was im „garbo“ an Fleisch und Wurst auf den Tisch kommt, von der badischen Kultmetzgerei Glasstetter (Völkersbach) – zwar auf bekannte, aber nicht minder geniale Art und Weise miteinander kombiniert wurden und sich zu einem herzhaften Leibgericht voller Lust am unkompliziert guten Geschmack verdichteten. Großes Gaumenkino fürs eingefleischte Gutbürgertum!
Da wir die köstliche Jus mit Hilfe der à part gelieferten „Bubenspitzle“ Schupfnudel-Nachschub
bis auf den letzten Tropfen wegstippten, schlug nach dem Fleischgang unweigerlich das Sättigungsgefühl zu. Da hatten wir aber die Rechnung ohne den nach angenehmer „Verschnaufpause“ servierten Käsegang gemacht.
Eine mit Bedacht arrangierte Auswahl aus fünf Sorten (von Reifemeister Waltmann aus Erlangen) zierte zusammen mit einer kleinen Scheibe vom hausgemachten Früchtebrot und einer Pfütze Chutney das rechteckige Porzellan. Selbstgebackenes Früchtebrot und Chutney zum Käse
Im Einzelnen waren das: ein nussig-würziger Comté Réserve aus dem Jura, ein aromatischer Reblochon aus den Hochsavoyen, ein cremig-weicher, nach der kleinen mittelalterlichen Stadt zwischen der Champagne und Burgund benannter Langres fermier, ein leicht süßlicher Taleggio aus Norditalien und ein feinsäuerlich-frischer Brillat-Savarin aus dem Burgund. Der Käseteller vom Walti
Um es kurz zu machen: die wohlaffinierten Molkereierzeugnisse haben alle hervorragend gemundet, aber der fließende Langres und der alte Comté konnten doch aufgrund ihres Charakters am meisten begeistern. Genau wie die himmlisch süße 2003er Gewürztraminer Spätlese „Nussdorfer Herrenberg“ (0,1l für 12 Euro) von Eugen Wambsganss aus der Pfalz, die ich mir dazu gönnte. Mal was Süßes zum Käse...
Rien ne va plus…Denkste! Das süße Finale stand ja noch aus. Und so delikate Apfelkrapfen gehen auch mit vollem Magen. Man will sich in einem rechtsrheinischen Futtertempel nicht die Blöße geben – zumindest nicht als Pfälzer. Noch dazu, wenn man solche feinen, in Zimt und Zucker gewendeten Apfelbeignets in Kombination mit einem intensiv nach Vanille schmeckende Schaum und einem geschmeidigen Sauerrahmeis aus dem Schwarzwälder Kristallglass genießen darf. (H)Ausgebackene Apfelkrapfen mit Vanilleschaum Sauerrahmeis aus dem Schwarzwälder Kristallglas
Während drüben im Separee Winzerlegenden aus der Pfalz und Baden (Jülg meets Ziereisen) diverse Flaschen blind verkosteten und dazu die feine Kazda-Küche genossen, kippte mein Kollege noch einen anständigen Grappa (4cl für 12 Euro). Zeitgleich rann auch der letzte Schluck Rotwein meine Kehle hinunter.
Glücklich, gesättigt und hochzufrieden beglichen wir die für das Gebotene absolut angemessene Rechnung. Die abwechslungs- und ideenreich dargebotenen badischen Gerichte überzeugten auf ganzer Linie. Harmonische Geschmacksbilder, die Erinnerungen an früher weckten. Und das alles auf bodenständige, äußerst „symbadische“ Art.
Dass später auch Marcel Kazda an unseren Tisch kam und die Idee seiner kulinarischen Heimatreise durch Baden, die ihm nach dem Besuch einer Rolling Pin Convention kam, genauer erläuterte, passte ins gastfreundliche Bild, das uns das Serviceteam um Philipp Spielmann den Abend über vermittelt hatte.
Wenn Stern, dann bitte so! Bleibt auf dieser Schiene, ihr „garbos“. Ihr macht das echt klasse!
Diesen gönnte ich mir zusammen mit einem kollegialen Freund in der Vorweihnachtszeit. Mit den Öffentlichen ging es von Wörth aus über Karlsruhe in Richtung Eggenstein, einer mit Leopoldshafen zusammengeschlossenen Doppelgemeinde im Norden der Fächerstadt.
Ziel unseres kulinarischen Abstechers über den Rhein war das direkt an der Eggensteiner Hauptstraße gelegene Restaurant „garbo im Löwen“, das seit Februar 2017 von Küchenchef Marcel Kazda geführt wird. Der gebürtige Karlsruher Kazda erkochte sich zusammen mit seinem Team im Jahr 2023 den begehrten Michelin-Stern, den... mehr lesen
Restaurant Garbo zum Löwen
Restaurant Garbo zum Löwen€-€€€Restaurant, Sternerestaurant0721780070Hauptstraße 51, 76344 Eggenstein-Leopoldshafen
5.0 stars -
"Ein durch und durch „symbadischer“ Abend" GourmägglerDiesen gönnte ich mir zusammen mit einem kollegialen Freund in der Vorweihnachtszeit. Mit den Öffentlichen ging es von Wörth aus über Karlsruhe in Richtung Eggenstein, einer mit Leopoldshafen zusammengeschlossenen Doppelgemeinde im Norden der Fächerstadt.
Ziel unseres kulinarischen Abstechers über den Rhein war das direkt an der Eggensteiner Hauptstraße gelegene Restaurant „garbo im Löwen“, das seit Februar 2017 von Küchenchef Marcel Kazda geführt wird. Der gebürtige Karlsruher Kazda erkochte sich zusammen mit seinem Team im Jahr 2023 den begehrten Michelin-Stern, den
Besucht am 18.11.2024Besuchszeit: Mittagessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 53 EUR
Mitte November traf ich mich mit meiner Gattin in Karlsruhe zum Mittagessen. Da sie nicht weit entfernt von der Kaiserstraße arbeitet, bot sich ein Besuch in dem seit April 2022 an der Ecke Kreuzstraße/Kaiserstraße beheimateten TA Izakaya an.
Beide hatten wir Lust auf leichte Kost aus Fernost. Also warum nicht mal wieder was Neues aus dem asiatischen Kulinarkreis ausprobieren? Schließlich ist die Zahl der in Karlsruhe ansässigen Asialokale in den letzten Jahren nicht gerade kleiner geworden.
Wo früher der Buletten-König dem Whopper eine Heimat bot, werden heute in entspannt-ästhetischer Atmosphäre vornehmlich panasiatische Tapas, Bowls, Nudelsuppen und Sushi serviert. Heute: Japanische Kneipe statt burgerliche Monarchie
Ein Konzept, das man mittlerweile gut kennt und das eigentlich immer funktioniert, da für jeden Geschmack und jede Ernährungsattitüde etwas dabei ist.
Das stilvoll-gediegene Ambiente punktete mit durchdachter Beleuchtung, raumteilenden Deko-Elementen und wertigem Mobiliar.
In einer der vielen gemütlichen Ecken ließen wir uns nieder. Es war nicht viel los zur Mittagszeit. Dementsprechend friedlich ging es in dem nach einer japanischen Kneipe benannten Lokal zu. Beam me up, Borgi!
Die Service-Dame, die uns umsorgte, erledigte ihren Job mit der hinlänglich bekannten asiatischen Freundlichkeit. Sie hieß uns herzlich willkommen und versorgte uns flott mit den spiralgebundenen Speisenkarten.
Die Getränke, ein rotblondes Duckstein vom Fass (0,5l für 4,90 Euro) für den Herren und ein Kännchen Sencha-Tee (4,90 Euro) für die Dame, ließen nicht lange auf sich warten. Grüntee und Bier - das rat ich dir!
Genau wie die kleine Pfütze Miso-Suppe, die man uns als freundliche Geste vorweg zukommen ließ. War nicht ganz so mein Ding, aber meine Frau opferte sich gerne. Amiso Gueule...
Zum Einstieg teilten wir uns den nicht näher beschriebenen Sushi-Special-Mix (15,90 Euro) von der Mittagskarte. Sushi Special-Mix von der Mittagskarte
Wir waren gespannt, welche Auswahl der Sushi-Meister hinter der nicht weit entfernten, knallroten Theke wohl treffen würde. I saw red....
Auf einer rechteckigen Glasplatte wurden uns schließlich zwei Sorten Maki (Lachs und Gurke), eine mit pikantem Thunfisch-Tartar, Avocado und Gurke gefüllte, akkurat in acht Teile geschnittene Special-Roll sowie die üblichen, sushibegleitenden Maßnahmen (Wasabi, eingelegter Ingwer) gereicht. Keine makilose Vorspeise
Besonders die mit geschärftem Tuna gefüllten Inside-Outs wussten geschmacklich und texturell zu überzeugen. Den leichten Crunch lieferte ihre aus knusprigen Reisflocken bestehende Ummantelung. Zusätzlichen Wumms erhielt die Rohfischkreation von einer zupackenden Unagi-Chili-Tunke, mit der allerdings kein Saucen-Wucher betrieben wurde. Gut so! Gurke und Lachs trifft Reis und Nori
Um die reingurkigen Maki kümmerte sich ausschließlich die Gattin. Die Lachsvariante war mir da doch deutlich lieber. Alles in allem eine solide Sushi-Vorstellung ohne darüber gequetschten Saucenoverkill oder anderem dampfenden Schnickschnack (Stichwort Trockeneis!). Handwerklich war das tadellos auf die Platte gebracht und bescherte uns einen frischen Auftakt nach Maß.
Es folgten eine Udon-Nudel-Suppe in der vegetarischen Variante (14,90 Euro) für meine Frau und eine Grilled Chicken Bowl mit milder Curry-Sauce (12,90 Euro) für den Freund thaiaromatisierter Hühnergerichte.
In der herzhaften Brühe meiner Tischkomplizin waren neben der cremeweißen Japan-Pasta auch noch knackiger Pak Choi, gekochtes Ei, frische Kräutersaitlinge, Lauchzwiebelringe, frischer Koriander, kleingeschnittene Algen und ein paar Maiskörner vertreten. Udo N., Suppeneinlage aus KA
Genug Einlage also, um die wahlweise hinzufügbaren, tierischen Eiweißkomponenten (Ente, Rindfleisch oder Garnelen) verzichtbar zu machen. Meine Herzensdame vermisste nichts. Ganz im Gegenteil, die Nudelsuppe schmeckte ihr richtig gut.
Etwas weniger euphorisch, aber nicht gänzlich unzufrieden war ich angesichts der bunten Grillhuhnschüssel, die mit einer gehörigen Portion Blattgrün und dem obligatorischen Daikon-Rettich-Knäuel obendrauf aufgefrischt wurde. Auf Knack gewoktes Gemüse, Jasminreis aus dem Dampf und eine Kokossauce, die etwas mehr Schärfe hätte vertragen können, umgaben die saftig-gegrillte, in kleine Stücke zerteilte Hühnerbrust. Typisches Pan-Asia-Gericht (mit allem)
Bei solchen panasiatischen Hauptgerichten stellt sich mir jedes Mal die Frage, warum sich frische Salatblätter und Sauce unbedingt die Schüssel teilen müssen. Aber nun gut, man weiß ja was einen in solchen Asialokalen erwartet und wird in der Regel nicht enttäuscht. Fast könnte man sagen: leider nicht…
Fazit:
Für einen Lunchstopp auf der Kaiserstraße ist das TA Izakaya definitiv einen Besuch wert. Auch die rund 50 Euro gingen für das Gebotene absolut in Ordnung. Da habe ich schon für mehr Geld deutlich schwächere Gerichte beim Panasiaten vorgesetzt bekommen.
Die entspannte Atmosphäre und der freundlich-flinke Service sind sicherlich die großen Pluspunkte des Hauses, das sich in Karlsruhe gegen eine in den letzten Jahren stark angewachsene asiatische Konkurrenz behaupten muss. Man darf gespannt sein…
PS. Der auf meinem Schreibtisch liegende Verifizierungsnachweis (= Rechnung) verschwand im Laufe der Entstehung dieses Berichts. Ich habe da eine Dreieinhalbjährige im Verdacht…
Mitte November traf ich mich mit meiner Gattin in Karlsruhe zum Mittagessen. Da sie nicht weit entfernt von der Kaiserstraße arbeitet, bot sich ein Besuch in dem seit April 2022 an der Ecke Kreuzstraße/Kaiserstraße beheimateten TA Izakaya an.
Beide hatten wir Lust auf leichte Kost aus Fernost. Also warum nicht mal wieder was Neues aus dem asiatischen Kulinarkreis ausprobieren? Schließlich ist die Zahl der in Karlsruhe ansässigen Asialokale in den letzten Jahren nicht gerade kleiner geworden.
Wo früher der Buletten-König dem... mehr lesen
Restaurant TA Izakaya
Restaurant TA Izakaya€-€€€Restaurant072115149688Kaiserstraße 64, 76133 Karlsruhe
4.0 stars -
"Preiswerter Mittagstisch in entspannter Atmosphäre" GourmägglerMitte November traf ich mich mit meiner Gattin in Karlsruhe zum Mittagessen. Da sie nicht weit entfernt von der Kaiserstraße arbeitet, bot sich ein Besuch in dem seit April 2022 an der Ecke Kreuzstraße/Kaiserstraße beheimateten TA Izakaya an.
Beide hatten wir Lust auf leichte Kost aus Fernost. Also warum nicht mal wieder was Neues aus dem asiatischen Kulinarkreis ausprobieren? Schließlich ist die Zahl der in Karlsruhe ansässigen Asialokale in den letzten Jahren nicht gerade kleiner geworden.
Wo früher der Buletten-König dem
Geschrieben am 21.06.2025 2025-06-21| Aktualisiert am
21.06.2025
Besucht am 09.11.2024Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 86 EUR
Selbstverständlich hatte ich im Rahmen unseres Heidelberger Herbstwochenendes für den Samstagabend eine adäquate Einkehradresse in Laufweite von unserem Hotel ausgekundschaftet und ein paar Tage im Voraus drei Plätze klargemacht.
Über das im Frühjahr 2019 in der Weststadt eröffnete „Casa Mia“ hatte ich mal einen Bericht im „Espresso“ (Gastro-Magazin für die Metropolmagazin Rhein-Neckar) gelesen. Dieser war mir noch in positiver Erinnerung. Von den geteilten Meinungen im Netz ließ ich mich nicht beirren, da wollte ich mir schon selbst vor Ort ein Bild machen. Außerdem schienen hier auch Kinder sehr willkommen zu sein.
In der Schillerstraße angekommen, empfing uns eine gut gefüllte „Casa“, in der es ziemlich trubelig (und entsprechend laut) zuging. Ein appetitanregender Duft nach deftiger Pizza aus dem Holzofen hatte uns bereits draußen vor der Tür den Mund wässrig gemacht. Durch die bodentiefen Fenster erhielten wir schon da einen ersten Eindruck vom geschäftigen Treiben im Inneren. Außenansicht zu später Stunde
Unser reservierter Tisch direkt am Fenster wartete im kleineren der beiden ineinander übergehenden Gasträume auf uns. Wir saßen in direkter Thekennähe mit ordentlich viel Durchgangsverkehr, wuseligem Service in Dauerrotation und einer Lautstärke, die jegliche Romantik im Pizzateig ersticken ließ.
Gut, dass wir hier nicht zu zweit saßen, so die einhellige Meinung von Frau und Mann am Tisch. Jedoch war es für unsere kleine Entdeckerin genau der richtige Platz, um auch ja alles mitzukriegen, was um sie herum so passierte.
Der mit reichlich Leben und wertigem Mobiliar ausgestattete, weiß-grau-gestrichene Gastraum wirkte modern und gepflegt. Auf hellem Holzboden tummelten sich Bistromöbel in verschiedenen Farben und Formen. Die einfachen Holzstühle waren ganz im Sinne eines durchdachten Farbkonzepts rot, grau und weiß lackiert.
Sie gruppierten sich um farblich passende Tischgestelle, auf denen die etwas dunkleren, blanken Holzplatten auch ganz gut ohne überdeckende Leinenverkleidung auskamen. Etwas weiter hinten befand sich noch eine stattliche Regalwand, die eine akkurat angeordnete, italienische Flaschenweinsammlung stolz zur Schau stellte. Die darauf befindlichen, Staub anziehenden Dekanter waren hoffentlich nur Deko.
Der Service agierte trotz der hohen Auslastung des Lokals stets freundlich und zuvorkommend. Man half uns den Kinderwagen bestmöglich zu parken und war auch schnell mit einem Kinderstuhl zur Hand. Auch die Speisenkarten ließen nicht lange auf sich warten.
Für die Kleine gab es die obligatorische, dünn gemischte Apfelsaftschorle (0,2l für 2,70 Euro), meine Frau und ich löschten unseren Durst mit einer Flasche San Pellegrino (0,75l für 6,90 Euro). Später gesellte sich noch ein Glas Montepulciano d’Abbruzzo (0,2l für 8 Euro) hinzu. Ein runder, gut zu trinkender Roter, der sich auch später mit den Speisen gut vertragen sollte.
Bereits die zweisprachige (italienisch/deutsch), mit kleinen, ikonischen Zeichnungen versehene Empfehlungskarte machte richtig Appetit. An ihr konnte man bereits erkennen, dass hier mit Liebe zum Detail gearbeitet wird.
Der Kürbis pochte mit einer Handvoll Gerichten auf seine saisonale Präsenz. Daneben mischten auch Fisch und Krustentiere kräftig mit. Da kam ich als „Reis-Ender“ in Sachen Meereskost am Risotto alla Crema di Scampi (21,90 Euro) schonmal gar nicht vorbei.
Vorneweg durften es gerne noch zwei gefüllte Reisbälle aus dem neueren Rom sein. Eigentlich hatte ich die Supplì (9 Euro) mit Bolo-Risotto-Mozzarella-Füllung bestellt, bekam aber später die Pecorino-Pfeffer-Variante als Vorspeise kredenzt. Kein besonders tragischer Faux-Pas, wie sich bald herausstellen sollte.
Für unser Töchterchen mussten mal wieder ein paar Penne aus dem Nudelwasser geholt werden. Die mit reichlich fruchtig-aromatischer Tomatensauce veredelte, auf Biss gekochte „Baby-Pasta“ (9,50 Euro) entsprach dank ihrer zurückhaltenden Würze ganz den noch etwas eindimensionalen, kulinarischen Vorstellungen unserer Kleinen. Tomatisierte Kinderpasta in Röhrchenform
Geschafft hat sie den Nudelteller trotzdem nicht. Wahrscheinlich wusste sie, dass mit der „Torta Caprese“ noch Schokolade in Kuchenform als Dessert folgen würde. So kamen Mama und Papa auch noch zu ihrem Recht auf Pasta (Menschenrecht!).
Meine Frau hatte zuvor die Extrakarte mit den Spezialpizzen – mein lieber „Signore Società Corale“ waren die einfallsreich belegt!! – geflissentlich ignoriert und sich ganz der Pizza „Casa Mia“ (16,50 Euro) verschrieben. Steinpilze, Büffelmozzarella, Rucola und Parmaschinken gaben bei der Belagwahl den Ausschlag.
Nur wenige Pixi-Bücher später kamen die Nudeln fürs Kind. Die Küche wusste anscheinend, an wen sie zuerst liefern musste und das war auch gut so, denn es unsere Tochter hatte Hunger und da neigt sie ganz gern mal zu väterlicherseits vererbtem Missmut…
Meine beiden Reisbälle aus der Fritteuse trafen nur wenig später ein. Reisbälle aus der Fritteuse
Die fielen im Kern wunderbar cremig aus. Auch hier hatte man es mit der Würze nicht übertrieben. Nicht weiter schlimm, da man sie ja mit den auf dem Tisch befindlichen Geschmacksboostern (Pfeffer, Parmesan und scharfes Chili-Öl) nach Belieben nachwürzen konnte. Supplì im Anschnitt
Unsere Hauptgerichte ließen auch nicht allzu lange auf sich warten. Da schien das Küchenteam trotz der vollen Hütte mächtig auf Zack gewesen zu sein. Die nach der Lokalität benannte Rundbackware wurde mit einem ordentlichen Parmesan-Rucola-Teppich geliefert. Der Boden dünn und knusprig – wie sich das für ein tomatisiertes Hefeteigerzeugnis eben gehört. Pizza "Casa Mia"
Ob das nun, wie in etlichen Erfahrungsberichten im Netz enthusiastisch gelobt, die beste Pizza von ganz Heidelberg war, kann ich leider nicht beurteilen. Dazu fehlen mir die regionalen Einblicke. Aber ein mit guten Zutaten belegter, fachmännisch im Holzofen gebackener Teigfladen war das allemal. Meine Frau zeigte sich mit dem stimmig auf den Teller gebrachten Backresultat jedenfalls sehr zufrieden. Und auch ich konnte nach einem Probierstück nur anerkennend nicken.
Vielleicht rührte meine sichtliche Zufriedenheit aber auch vom eigenen Reisgericht. Ein paar Wochen zuvor hatte ich in Valencia eine fantastische Meeresfrüchte-Paella genießen dürfen, was meine Leidenschaft für das so facettenreich einsetzbare Getreide nicht gerade verringert hatte. Dass aber dieses Scampi-Risotto einschlagen würde wie eine „Kaisergranate“, hätte ich nun wirklich nicht vermutet. Risotto alla Crema di Scampi
Voller, angenehm süßlicher Krustentiergeschmack in einem süffig-gekörnten Texturkontext. Cremig cremig...
Das Heraussortieren der Panzerung, der Scheren und der Füßchen war zwar etwas fitzelig – da hatte ich beim valencianischen „Arroz del Senyoret“ deutlich weniger „Arbeit“ –, aber geschmacklich gab es an dem tadellos zubereiteten Reisgericht nicht das Geringste auszusetzen. Schöne Be"Scherung"! Oder halt ein Nachweis für "echte" Scampi...
Und dann diese unwiderstehliche Cremigkeit, die jeden Risotto-Fan in Entzückung versetzt hätte…
Gut gesättigt teilten wir uns zum Abschluss noch eine aus guter dunkler Schokolade, geriebenen Mandeln und viel Butter bestehende „Torta Caprese“ (8,50 Euro), die auch hier ganz traditionell ohne Mehl gebacken wurde. Diese wurde mit ordentlich viel Puderzucker, gesprühten Sahnetupfern und roten Johannisbeeren (auch als Coulis) serviert. Torta Caprese
Ein Nachtisch mit viel Süßem und wenig Saurem, der auch nach Halloween bei uns Dreien großen Anklang fand.
In die „Casa Mia“ würde ich beim nächsten Heidelberg-Trip sofort wieder einkehren. Dann gerne auch zur warmen Jahreszeit draußen auf dem wahrscheinlich etwas behaglicheren Freisitz auf dem Trottoir der baumbestandenen Schillerstraße.
Die Preise empfanden wir als reell. Für Heidelberger Verhältnisse sicherlich nicht überzogen. Ein Extralob geht an den Service, der selbst in stressigen Momenten weder den Überblick noch die Freundlichkeit verlor.
Und dann sind da ja noch so verlockend klingende Gerichte wie das Popcorn di Pulpo, die Frittura di Calamari e Gamberi und die Tagliatelle Porcini Salsiccia e Zafferano (um nur ein paar Gaumenfreuden zu nennen), die dringend probiert werden möchten bzw. sollten…
Selbstverständlich hatte ich im Rahmen unseres Heidelberger Herbstwochenendes für den Samstagabend eine adäquate Einkehradresse in Laufweite von unserem Hotel ausgekundschaftet und ein paar Tage im Voraus drei Plätze klargemacht.
Über das im Frühjahr 2019 in der Weststadt eröffnete „Casa Mia“ hatte ich mal einen Bericht im „Espresso“ (Gastro-Magazin für die Metropolmagazin Rhein-Neckar) gelesen. Dieser war mir noch in positiver Erinnerung. Von den geteilten Meinungen im Netz ließ ich mich nicht beirren, da wollte ich mir schon selbst vor Ort ein... mehr lesen
Casa Mia | Pizza · Vino · Cucina
Casa Mia | Pizza · Vino · Cucina€-€€€Restaurant062219033457Schillerstraße 28-30, 69115 Heidelberg
4.0 stars -
"Quirliges Ristorante am Südrand der Heidelberger Weststadt mit viel Liebe zum Detail" GourmägglerSelbstverständlich hatte ich im Rahmen unseres Heidelberger Herbstwochenendes für den Samstagabend eine adäquate Einkehradresse in Laufweite von unserem Hotel ausgekundschaftet und ein paar Tage im Voraus drei Plätze klargemacht.
Über das im Frühjahr 2019 in der Weststadt eröffnete „Casa Mia“ hatte ich mal einen Bericht im „Espresso“ (Gastro-Magazin für die Metropolmagazin Rhein-Neckar) gelesen. Dieser war mir noch in positiver Erinnerung. Von den geteilten Meinungen im Netz ließ ich mich nicht beirren, da wollte ich mir schon selbst vor Ort ein
Geschrieben am 07.06.2025 2025-06-07| Aktualisiert am
07.06.2025
Besucht am 08.11.2024Besuchszeit: Abendessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 170 EUR
Anfang November entfloh ich übers Wochenende zusammen mit meinen beiden Mädels dem stressigen Herbstalltag. Unser Ziel war der von asiatischen Touristen gerne in Flip-Flops erklommene „Berg an der Heidel“ bzw. das nicht nur bei Dauerromantikern und Juristensöhnen hoch im Kurs stehende „Kurpfalz-Florenz“.
Da wollte meine Gattin schon immer mal mit mir hin. Also flugs ein paar Rheinmetall-Aktien verkauft (Joke!), im unweit des Hauptbahnhofs gelegenen Meininger Hotel ein einfaches, aber sauberes Zimmer für zwei Nächte klargemacht und mit der Deutschen Bahn („sänk ju for träwelling…“) in Richtung „Kurpfalzperle“ getuckert.
Ach ja, ich hatte auch noch einen gegen viele tausend Prämienpunkte eingetauschten Gastroguide-Gutschein, dessen schiere Existenz selbst langgediente Portalpatrioten nach wie vor für einen Mythos halten, vom angesagten NEO-Restaurant, das im noch recht jungen Stadtteil Bahnstadt auf dem Gelände des früheren Güterbahnhofs ansässig ist, in meiner Schreibtischablage gefunden.
Da hieß es das Angenehme mit dem noch Angenehmeren verbinden und bequem über deren Homepage einen Tisch für drei Personen für Freitagabend um 18 Uhr reservieren. Den vorgegeben Zeitrahmen von zwei Stunden konnten wir locker einhalten, da unsere Jüngste nicht allzu spät ihren Matratzenhorchdienst (Schlafrhythmus – gerade bei Kleinkindern so wichtig!) antreten sollte.
Mit Kind und Kegel bzw. Frau ging es dann per pedes in Richtung Halle02, einem Kultur- und Konzerthaus neben dem sich seit dem Frühjahr 2016 der bereits von außen sehr ansprechend illuminierte Trendschuppen für junggebliebene, finanziell besser situierte Zeitgeistgaumen befindet.
Der Trockenreifeschrank am Eingang präsentierte gut Abgehangenes von der Kuh. Gut Rind will schließlich Weile haben! Und dem ankommenden Gast soll gleich klargemacht werden, dass man hier auf gutes Fleisch (mit Herkunftsnachweis) Wert legt. Zur Schau gestellte Leidenschaft für gut Abgehangenes
So sympathisch ging es dann auch weiter. Wir wurden mit humorvoller Freundlichkeit empfangen und zu unserem Tisch nach hinten in die „Holzabteilung“ geführt. Das stylish eingerichtete Innere versprühte lässiges Großstadt-Flair. Drinnen ging es äußerst atmosphärisch zu
Wandfluter und Lichterzweige sorgten für ein nicht allzu helles Maß an Beleuchtung. Mit anderen Worten: ein geradezu perfektes Ambiente fürs erste Date. Der in der Nähe wohnende Sohnemann eines bekannten Community-Mitglieds würde dies garantiert bestätigen. LED-Romantik
Jener, als gemütliches Chalet umfunktionierte „Wintergarten“, hatte dank der temporär eingezogenen, aus hellem Holz geschnitzten Wände zwar genügend alpenländisches Flair zu bieten, Heidelbergs gemütlichste Almhütte!
konnte aber leider die Novemberkälte nicht vollends verbannen. Meine Frau beklagte sich über einen zwar leichten, aber doch beständigen Luftzug, der entweder auf mangelhafte Isolation oder eine zu stark eingestellte Klimaanlage zurückzuführen war.
Ansonsten gefiel es uns das lauschige Hütten-Ambiente ausgesprochen gut. Die Kleine konnte sich auf der bequem gepolsterten Wandbank räkeln. Genügend Kissen standen auch zur Verfügung. Der Nebentisch im Eck wurde erst später okkupiert. Die Kurpfalz-Fraktion auf der anderen Seite verhielt sich weitgehend manierlich. Beste Voraussetzungen also für einen genüsslichen Abend im Kreise meiner Allerliebsten.
Für den „lauten“ Liter NEO H-Zwei-O werden mittlerweile 6,50 Euro verlangt. Wer kostbares Heidelberger Leitungswasser aufsprudelt, soll schließlich auch etwas daran verdienen. Die leidige Getränkepreisdiskussion hat Borgi in seinem 2022er NEO-Report schon hinreichend geführt. Ich bin da ganz seiner Meinung.
Warum denn immer nur die Global-Blubber-Player unterstützen, wenn man mit ein paar Euro nicht nur den eigenen Durst adäquat bekämpfen, sondern auch den Laden ein wenig mitsubventionieren kann? Wer heutzutage über unverhältnismäßige Getränkepreise schimpft, der sollte mal an die stark gestiegenen Betriebskosten denken, bevor er sich von „Lieferando“ (oder Uber Eats) Pizza, Sushi oder Kebap bis vor die Haustür bringen lässt.
Auch die Apfelsaftschorle (0,3l für 5,50 Euro) für die Kleine, das alkoholfreie Welde No1 aus der Flasche (0,33l für 4 Euro) für die Große und das anscheinend sehr langsam gezapfte, ebenfalls von der Kurpfälzer Brauerei Welde stammende „No1 Slow Beer Pils“ (0,5l für 6 Euro) wurden nicht gerade zu Freundschaftspreisen ausgeschenkt, gingen aber auch nicht ins preislich Unverschämte.
Dass ich vor ein paar Wochen in Marseille für meinen Pastis 51 zum Aperitif nur die Hälfte hingelegt habe – geschenkt! Pastis 51 zum Eingrooven
Die 7 Euro für die mit Eiswürfeln und Wasser in eine milchig-aromatische Anis-Infusion verwandelte Spirituose aus dem Süden Frankreichs waren definitiv gut angelegt. Spätestens nach diesem Seelenwärmer fühlte ich mich für so ziemlich jede kulinarische „Schandtat“ bereit.
Und derer sollten einige folgen. Doch zuvor versorgte man uns mit adressatenbezogenem Kartenmaterial. Das Töchterchen erhielt die Kinderkarte im Ausmalformat samt hölzernem Buntstiftsortiment und widmete sich fortan ihrer farbigen Ausgestaltung. Eine wirklich nette Idee, die uns ein wenig Zeit zum Schmökern in der Speisenliteratur gab.
Immer zu kleinen Späßen aufgelegt und dabei gerne auf die Wünsche unserer Kleinen eingehend, agierte der Service selbst unter Stress mit Herz und kinderfreundlicher Zugewandtheit. Wir als Eltern hatten nie das Gefühl, in einem „Adults-Only-Restaurant“ zu tafeln. Ganz im Gegenteil. Kinder schienen im NEO sehr willkommen zu sein.
Über das gepflegte Sushi-Angebot des Hauses hatte ich im Vorfeld bereits einiges gehört und gelesen. Mein Bremer Gaumenfreund hatte sich vor ein paar Jahren im familiären Kreis über einen abwechslungsreichen Rohfischreigen hergemacht. Das schrie förmlich nach Nachahmung, zumal sein Report einen ordentlichen „Kessel Buntes“ aus Lachs, Thunfisch und Garnele versprach.
Seine Ausführungen über die beträchtliche Menge an bunten Fernköstlichkeiten auf der Mehrfamilienetagère ließen uns jedoch in weiser Voraussicht „nur“ die „Selection Family-Style“ für eine Person (59 Euro) als Vorspeise zum Teilen ordern. Wir wollten schließlich mit Trüffelpasta (Frau), Mangalica-Brust-Rippe (Mann) und gut gebutterten Nudeln (Kind) noch nachlegen.
Die dreistöckige Etagére sah nicht nur für einen asia-affinen Vorspeisler ziemlich attraktiv aus. Die ließ sich auch prima nach dem Sharing-Prinzip verputzen. Im Parterre tummelten sich Glasnudelsalat, Kimchi, Karottensalat auf asiatisch und eine im Pankomantel frittierte Großgarnele nebst Wakame-Hügel. Großgarnele im Sonder(an)zug aus Panko... Die Salate waren alles andere als "unterste Etage"...
Darüber markierte eine in Tempurateig ausgebackene Futomaki-Rolle den knusprig gebackenen, aber leider latent übersoßten „Mittelstand“ der knusprigeren Art. Futomaki-Rolle mit viel Sauce
Gurken- und Avocado-Hosomaki sowie ein paar mit rohem Thunfisch ummantelte Inside-Outs Hübsch arrangierte Inside-Outs (mit Thunfisch-Mantel)
teilten sich zusammen mit einer Schale voll Ponzu-Vinaigrette, einem Klecks Wasabi und dem obligatorischen Gari den restlichen Platz auf der mittleren Ebene. Ganz oben führten drei akkurat drapierte Nigiri von Thunfisch und Lachs – eines davon mit Rote Bete gebeizt – Nigiri-Dreierlei
und ein paar großzügig geschnittene Scheiben Sashimi der gleichen Fischarten (Fjord-Lachs, Yellow-Fin-Tuna) ihr rohes Regiment. Zart schmelzendes Sashimi von Lachs und Thunfisch
Die auf der Karte angekündigte Thunfisch-Krokette fehlte genauso wie das Ceviche. Aber da variiert die Küche anscheinend gerne mal. Oder beweist – je nach Marktlage – Mut zur Lücke. Das störte uns nicht im Geringsten, denn die Qualität der hübsch präsentierten Kleinspeisen stimmte durchweg und auch von der Menge her passte es. Wir hatten ja noch ein paar Hauptgerichte zu wuppen.
Mit der Schwierigkeit, die unterschiedlich zubereiteten, kalten und warmen Preziosen punktgenau auf die Platte zu bringen, hat sich der große Gastrosoph aus dem hohen Norden schon kenntnisreich auseinandergesetzt. Da müssen die Abläufe in der Küche passen. Da ist neben der handwerklichen Präzision auch ein gutes Zeitmanagement gefragt.
Und das war hier auch im Großen und Ganzen der Fall. Texturelle Vielfalt traf auf geschmackliche Abwechslung. Die ganz rohen Sachen von der „Dachterrasse“ zählten dabei neben der Knuspergarnele zu unseren Favoriten. Das nicht besonders scharfe Kimchi erfreute meine Gattin, Zahmes Kimchi
während mir die schmackig angemachten Salate von Karotte und Glasnudel deutlich mehr zusagten. Karottenraspel der schmackhaften Art Delikater Glasnudelsalat
Makellose Maki und saftige Inside-Outs komplettierten die familienfreundliche Auswahl an seriös zubereiteten Rohfischbarkeiten. Selbst die kleine Lady am Tisch naschte hin und wieder vom Sushi. Insofern alles richtig gemacht. Da fuhren wir gut gelaunt mit den Hauptspeisen fort.
Meine Gattin hatte sich für die Nudeln an Ricotta-Trüffelcrème mit Blattspinat, Frühlingslauch und Parmesan (32 Euro) aus dem überschaubaren Angebot an „Vegetaritäten“ entschieden. Nur das Töchterchen mochte es noch frugaler und akzeptierte zu ihrer „Kinder-Pasta“ lediglich ein wenig geschmolzene Butter (8 Euro).
Mir hatte die Lektüre der auf diversen Schiefertafeln angekreideten Empfehlungen das Wollschwein schmackhaft gemacht. Die angeblich 24 Stunden geschmorte Brustspitze (= Dicke Rippe) vom Mangalica-Schwein (38 Euro) kam zusammen mit Beluga-Linsen, grünen Tomaten und ein paar Exemplaren des Violetten Rötelritterlings, einem eher selten auf Speisekarten vertretenen Heilpilz, auf das Porzellan. Für Fleischfreunde sicherlich eine Option
Das mit kräftiger Jus übergossene Rippenstück fiel zwar nicht ganz so saftig wie erwartet aus, aber seine angenehm mürbe Textur ließ keine Zweifel über ein langes Schmoren im Vorfeld aufkommen. Die dicke Rippe vom Mangalica-Schwein
Ich fiel zwar nicht gleich vom kulinarischen Glauben, aber dafür das Fleisch vom Knochen ab.
Der geschmackliche Mehrwert des ritterlichen Rötlings hielt sich in Grenzen. Der nussig-würzige Leguminosenkaviar konnte aber gut mit der Sauce. Die Tomaten waren dankbare Opfer meiner diagnostizierten Rot-Grün-Schwäche.
Portionsmäßig ging des schweinerne Schmorstück absolut in Ordnung. Der letzte Gaumenkick blieb aber leider aus. Da hatte die mehrstöckige Asia-Kollektion aus dem Vorprogramm deutlich mehr Papillenreiz zu bieten gehabt – und die Erwartungen entsprechend hochgesteckt.
Auch meine Frau verfiel bei ihrer fast schon überparmesanierten Trüffel-Pasta nicht gerade in „Lobnudelei“. Die überschaubare Trüffel-Pasta
Nun denn, es grünte der junge Spinat knollenpilzübernobelt über einem mit cremig-würziger Eigelb-Ricotta-Trüffelsauce verfeinerten Nudelteller. Für 32 Tacken hätte man ruhig ein wenig mehr frische „Tuberware“ darüber hobeln können. Sieht man im Périgord oder im Piemont wahrscheinlich genauso…
Sei es drum, wie man sich an den einfachsten Dingen…äh Nudeln des Abends erfreut, lehrte uns das Töchterlein, die ihre Butter-Pasta, wenn auch nicht komplett, so doch mit einem gewissen Genuss verspeiste. Kinderglück dank Teigwaren - eine bewährte Formel, die bei unserer Dreijährigen prinzipiell immer gut funktioniert.
Auf einen Nachtisch verzichteten wir in Anbetracht der Uhrzeit und der fortgeschrittenen Sättigung. Das heißt nicht ganz. An der obligatorischen Kugel Eis (4 Euro) für die Jüngste am Tisch kamen wir auch diesmal nicht vorbei.
Fazit:
Ein nicht ganz billiger, aber doch recht entspannter Abend bei einem weltoffen vorgetragenen Speisekonzept, dessen asiatische Stärken beim Sushi uns über kleinere Schwächen bei den Hauptgängen locker hinwegfuttern ließen. Der Service agierte flott und kinderfreundlich zugleich. Der Betrag des nicht mehr ganz so frischen GG-Gutscheins wurde anstandslos von der Rechnung genommen. Dadurch erholte sich das etwas „gebeutelte“ PLV an diesem Abend.
Wenn es dem Nachwuchs gefällt, sind ja für gewöhnlich auch die Eltern zufrieden. Dass sich dieses schick-designte Restaurant mit der Halle02 nebenan die Toiletten teilt, weckte Erinnerungen an den Februar 2019, als ich zusammen mit meiner Frau das VNV-Nation-Konzert besuchte. Lang ist es her. Und alles eben zu seiner Zeit…
Anfang November entfloh ich übers Wochenende zusammen mit meinen beiden Mädels dem stressigen Herbstalltag. Unser Ziel war der von asiatischen Touristen gerne in Flip-Flops erklommene „Berg an der Heidel“ bzw. das nicht nur bei Dauerromantikern und Juristensöhnen hoch im Kurs stehende „Kurpfalz-Florenz“.
Da wollte meine Gattin schon immer mal mit mir hin. Also flugs ein paar Rheinmetall-Aktien verkauft (Joke!), im unweit des Hauptbahnhofs gelegenen Meininger Hotel ein einfaches, aber sauberes Zimmer für zwei Nächte klargemacht und mit der Deutschen Bahn („sänk... mehr lesen
NEO | Bar & Restaurant
NEO | Bar & Restaurant€-€€€Restaurant, Bar062216525870Zollhofgartenstraße 2, 69115 Heidelberg
4.0 stars -
"Mehrstöckiger „Neo-Sushi-ismus“ in einer trendig-schicken Lifestyle-Location" GourmägglerAnfang November entfloh ich übers Wochenende zusammen mit meinen beiden Mädels dem stressigen Herbstalltag. Unser Ziel war der von asiatischen Touristen gerne in Flip-Flops erklommene „Berg an der Heidel“ bzw. das nicht nur bei Dauerromantikern und Juristensöhnen hoch im Kurs stehende „Kurpfalz-Florenz“.
Da wollte meine Gattin schon immer mal mit mir hin. Also flugs ein paar Rheinmetall-Aktien verkauft (Joke!), im unweit des Hauptbahnhofs gelegenen Meininger Hotel ein einfaches, aber sauberes Zimmer für zwei Nächte klargemacht und mit der Deutschen Bahn („sänk
Geschrieben am 18.05.2025 2025-05-18| Aktualisiert am
18.05.2025
Besucht am 09.10.2024Besuchszeit: Abendessen 2 Personen
Rechnungsbetrag: 58 EUR
Nach der eher mauen Pizzaerfahrung im Ranschbacher „Calabria“ – ein ehemaliger User berichtete damals – verzichtete ich eine Weile auf Restaurantbesuche mit einsparender Schlemmerblock-Absicht und wollte das selten benutzte Heftchen eigentlich schon in die Tonne treten.
Doch halt, in der Futterfibel für Sparfüchse lauerte noch ein unweit von Wörth gelegenes, auf der anderen Seite des Rheins beheimatetes Chinarestaurant, das entdeckt werden wollte. Die Rede ist vom etwas versteckt liegenden, im Karlsruher Stadtteil Knielingen ansässigen „Asia Haus Bamboo“ in der Saarlandstraße.
Auch ein Kollege aus dem Wörther Schlemmerzirkel, der in dieser Gegend öfters verkehrt und dem selbst das süße Schweinefleisch selten sauer aufstößt, kannte das im Netz sehr gut bewertete Asialokal vom Hörensagen. Da riskierten wir nach telefonischer Vorankündigung an einem Mittwochabend den Selbstversuch. Es ist halt doch der Geiz, der stets vereint und das mit Recht…
Von außen mehr Wohn- als Wirtshaus traten wir durch eine in Mehrfamilienhäusern der 70er- und 80er-Jahre gerne verbaute, schmucklose Eingangstür aus geriffeltem Glas und Aluminium. Von außen eher unscheinbar...
Drinnen ging es bereits hoch her. Bis auf unseren reservierten Tisch waren alle besetzt. Alt und Jung, Familie und Freunde, Pärchen und größere Gesellschaften – alle waren sie vertreten, um gemeinsam der asiatischen Küche zu frönen.
Bambusverzierungen an Decke, Theke und Wänden erklärten rasch den ungewöhnlichen Namen des Lokals. Gastraum-Impression 1
Ansonsten hielt man sich – den mit diversen Figuren aus Fernost und Kunstblumen verzierten Ausschankbereich einmal ausgenommen – mit asiatischem Deko-Kitsch erfreulicherweise zurück. Die übliche fernöstliche Thekenfolklore
Bis auf den alten, unansehnlichen Fliesenboden, machte die Einrichtung keinen schlechten Eindruck. Auch saß es sich ganz bequem auf ausreichend gepolsterten, exotisch anmutenden Sitzmöbeln aus Holz. Gastraum-Impression 2
Über mein Vorhaben, das Gutscheinheft zu benutzen, informierte ich umgehend die freundliche Service-Dame, was später auf der Rechnung ein Hauptgericht weniger bedeutete und einer Ersparnis von 12,50 Euro entsprach. Dafür orgelten wir uns an jenem Abend sechs Tannenzäpfle (2,90 Euro pro Flasche) von der Schwarzwälder Rothaus-Brauerei rein. Ein sechsfaches Hoch auf den kühlen Schwarzwald!
So ein gut gekühltes, einarmiges Reißen in der 0,33-Liter-Klasse kann einem schon den ersten Durst nehmen. Oder anders ausgedrückt: einfach mal auf badische Art sich gepflegt einen hinter die Buche fichten, wir waren schließlich mit der Straßenbahn über den Rhein geruckelt.
Das Speisenprogramm bot die üblichen Verdächtigen aus dem fernöstlichen Kulinarkreis. Wenn nicht hier, wan-tan? Für Geflügel, Schwein, Rind, Garnelen, Seelachs, Gemüse und Tofu hatte man immer jeweils fünf Saucen parat, um diese süß-sauer, pikant, erdnussig, „hoisinesk“ oder im Thai-Curry-Style zu veredeln. So weit, so erwartbar.
Vorweg reizte mich der Glasnudelsalat mit Garnelen (10,50 Euro). Gebratenes Huhn mit Gemüse in rotem Thai-Curry (12,50 Euro) sollten diesem als Hauptgang folgen. Da ließ ich mich vom Zusatz „sehr scharf“ überhaupt nicht einschüchtern. Der Kollege mochte es deutlich frittierter und orderte das knusprige, in Würfel geschnittene Schweinderl in pikantem Beiguss (auch 12,50 Euro).
Dass hier die meisten Gerichte geschmacklich verstärkt wurden, war beim Lesen des Kleindruckten in der Karte schnell klar. Denn wo Lampions an der Decke hängen, ist auch der heilige Glutama(r)tin nicht weit. Aber was nimmt man für eine gute Brise „umami“ nicht alles in Kauf?
Der mit schmackigem Dressing angemachte Glasnudelsalat gefiel. Die verwendete Fischsauce verlieh meiner Vorspeise ordentlich Wumms. Erfreulich: der saftigen, komplett von ihrem Panzer befreiten Garnelenschwänze waren es einige. Jeder von ihnen ein würzig marinierter Leckerbissen. Glasnudelsalat mit Garnelen
Ein paar Chilistreifen sorgten zusätzlich für eine angenehme Schärfe. Schließlich sollten die Papillen nicht unvorbereitet auf das bald folgende, angeblich „sehr scharfe“ Hähnchencurry losgelassen werden. Die kleingeschnittenen Scheiben von der Salatgurke mussten leider aussortiert werden. Um sie kümmerte sich aufopferungsvoll mein Kollege.
Bald darauf wurden uns die frisch gewokten Tellergerichte serviert. Die mit etwas geröstetem Sesam getoppten Reishalbkugeln durften neben dem knackigen Bouquet-Grün gleich mit auf die Keramik. Getreu dem kirchlichen Heiratsmotto „Führt zusammen, was zusammen gehört!“
Mein in roter Curry-Soße badendes Geflügel und Gesprieß fiel bei weitem nicht so scharf aus wie befürchtet bzw. erwartet. Rotes Curry mit Huhn und Gemüse
Da mochte man dem deutschen Gaumen dann doch nicht zu viel Scoville zumuten. Das Gemüse war sogar noch angenehm knackig und auch die Sauce übertraf meine Erwartungen. „Curry on, when the day is long – forever curry on!“ hätte wohl der „true metalhead“ skandiert. Aber auch ohne „sword & sorcery“ schmeckte der Thai-Klassiker ganz prima.
Auch der Kollege schien von seinem Schweine-Puzzle im Backteig angetan zu sein. Knuspriges Schwein auf pikanter Sauce
Seine dunkle, auf Sojabasis geköchelte Soße unterfütterte die kleinen Schweinekrapfen aufs Süffigste. Das ein oder andere Tannenzäpfle erledigte den Rest.
Zum süßen Abschluss teilten wir uns noch ein paar frittierte Bananenkugeln mit Honig und Sesam (5,50 Euro). Diese sahen ihren schweinernen Vorgängern aufgrund der Teighülle ähnlich, fielen aber bei weitem nicht so deftig aus.
Das große Plus dieses einfachen, aber dennoch empfehlenswerten Asialokals ist sicherlich der herzliche Service. Man wird hier sehr zuvorkommend bedient und fühlt sich gleich willkommen. Da lässt sich dann auch über kleinere Interieur-Sünden locker hinwegsehen.
Für mich war das „Bamboo“ die einzige positive Entdeckung des gesamten „Schlemmerblockseminars“ 2024 (dieses Jahr verzichte ich dankend…) und deshalb eine kleine rezensorische Nachbetrachtung wert. Da es von Wörth aus schnell zu erreichen ist, werde ich dort sicherlich mal wieder aufschlagen. Denn auch vom anderswo berappten „Preis-Leistungs-Verhängnis“ ist hier keine Spur.
Nach der eher mauen Pizzaerfahrung im Ranschbacher „Calabria“ – ein ehemaliger User berichtete damals – verzichtete ich eine Weile auf Restaurantbesuche mit einsparender Schlemmerblock-Absicht und wollte das selten benutzte Heftchen eigentlich schon in die Tonne treten.
Doch halt, in der Futterfibel für Sparfüchse lauerte noch ein unweit von Wörth gelegenes, auf der anderen Seite des Rheins beheimatetes Chinarestaurant, das entdeckt werden wollte. Die Rede ist vom etwas versteckt liegenden, im Karlsruher Stadtteil Knielingen ansässigen „Asia Haus Bamboo“ in der Saarlandstraße.... mehr lesen
Restaurant Asia Haus Bamboo
Restaurant Asia Haus Bamboo€-€€€Restaurant072192128128Saarlandstraße 20, 76187 Karlsruhe
4.0 stars -
"Überraschend gute Schlemmerblockerfahrung der asiatischen Art" GourmägglerNach der eher mauen Pizzaerfahrung im Ranschbacher „Calabria“ – ein ehemaliger User berichtete damals – verzichtete ich eine Weile auf Restaurantbesuche mit einsparender Schlemmerblock-Absicht und wollte das selten benutzte Heftchen eigentlich schon in die Tonne treten.
Doch halt, in der Futterfibel für Sparfüchse lauerte noch ein unweit von Wörth gelegenes, auf der anderen Seite des Rheins beheimatetes Chinarestaurant, das entdeckt werden wollte. Die Rede ist vom etwas versteckt liegenden, im Karlsruher Stadtteil Knielingen ansässigen „Asia Haus Bamboo“ in der Saarlandstraße.
Besucht am 22.09.2024Besuchszeit: Mittagessen 3 Personen
Rechnungsbetrag: 55 EUR
Auf dem Rückweg von Freiburg machte ich zusammen mit zwei wanderfreudigen Kollegen in Fessenbach, einem Ortsteil von Offenburg, halt. Das am Fuße des (mittleren) Schwarzwalds gelegene, von Rebhügeln umringte Örtchen liegt etwas erhöht, auf rund 200 Meter über dem Meer. Von hier aus lässt sich das „Hohe Horn“, der 546 m hohe Hausberg von Offenburg, gut erwandern.
Oben wartet ein 20 m hoher Aussichtsturm, der einen herrlichen Rundblick ins Kinzigtal, in die von Weinreben und Obstbäumen geprägte Ortenau und über die Rheinebene hinweg bis hinüber zu den Vogesen bietet. Doch der zugegeben etwas mühsame Aufstieg lohnt sich. So strebten auch wir dem Gipfel entgegen und nicht nur die sommerliche Wärme ließ uns schwitzen.
Wieder unten angekommen, beschlich unsere kleine Wandergruppe ein gewisses Hungergefühl. Es war schließlich Mittagessenszeit. Nicht weit vom Wanderparkplatz entfernt versprach der von Mike Wiezorek und Stefan Hartwig im Oktober 2023 wiedereröffnete „Schuckshof“ badische Hausmannskost auf einer schönen Terrasse. Von außen recht unscheinbar
Die Bewertungen auf Google lasen sich gut und so nahmen wir spontan Kurs auf das nahegelegene Traditionslokal, dessen gastronomische Geschichte bis ins Jahr 1970 zurückreicht. Wir traten ein und fragten freundlich nach einem freien Tisch. Da nur die Terrasse bespielt wurde, mussten wir uns noch etwas gedulden. Blick in den Gastraum
Nach kurzer Wartezeit – die Dame vom Service hatte an jenem warmen Sonntagmittag alle Hände voll zu tun – durften wir uns dann auf dem teilweise überdachten Freisitz platzieren und den herrlichen Ausblick auf die hügelige Reblandschaft von Fessenbach genießen. Hier ließ es sich aushalten...
Es dauerte etwas länger bis wir unsere Getränkewünsche loswerden konnten, da die alleine agierende Servierdame nicht immer alles im Blick zu haben schien. Egal, wir hatten Zeit und auch in der Ortenau ist noch kein Wanderer verdurstet. Für einen Chardonnay Kabinett von der Weinmanufaktur Gengenbach-Offenburg war es mir dann aber doch zu warm.
Ein gut gekühltes, unfiltriertes Bier von der Privatbrauerei Waldhaus (0,33l für 3,60 Euro) aus Weilheim (Südschwarzwald) stellte eine geeignete, durstlöschende Alternative dar. Auch einer der Kollegen kam ganz gut „ohne Filter“ klar und tat es mir gleich. Naturtrüber Durstlöscher aus dem Südschwarzwald
Der Dritte im Bunde, unser Fahrer, löschte wie immer alkoholfrei seinen Durst. Diesmal mit einer Flasche Schwarzwaldsprudel „Classic“ (0,5l für 3,70 Euro).
Dann widmeten wir uns dem mit deftigen Sattmachern ausgestatteten Speisenprogramm, das neben gutbürgerlichen Fleischklassikern wie Schnitzel, Cordon Bleu und Rumpsteak auch eine Reihe hausgemachter Flammkuchen (die hier kurioserweise als „Rahmkuchen“ bezeichnet wurden) listete. Bibbeleskäs, Ochsenmaulsalat und sauer angemachter Schwartenmagen ergänzten das herzhafte Wurstsalatangebot bei den Vespereien.
Das eigentliche „signature dish“ des Hauses waren aber die selbstgemachten Maultaschen, die hier selbstverständlich mit Schmelzzwiebeln und etwas Brühe serviert wurden. Imposante Maultaschen mit dem richtigen "Zubehör"
Was den Schwaben ehrt, ist auch in der Ortenau nicht verkehrt. Da griff ich doch vorbehaltlos zu. Gute Hackfleischpäckchen in Nudelteig gehören schließlich im Süden unserer Republik zu den kulinarischen Selbstläufern aus der Katholikenküche. Und das nicht nur an fleischlosen Feiertagen.
Im „Schuckshof“ frischt man die Mau(sche)ltaschen beilagentechnisch gerne noch ein wenig auf. Blatt-, Kartoffel- oder Mischsalat sind nämlich im Preis von 16,80 Euro enthalten. Mein gegenüber einem Schnitzel „Wiener Art“ stets wohlgesonnen eingestellter Kollege wählte selbstverständliche das gutbürgerliche „Paniersdelikt“, welches in Begleitung einer Portion Pommes frites mit 17,90 Euro zu Buche schlug. Der dritte Wandersmann im Bunde begnügte sich mit einem Paar Bauernbratwürsten mit Brot (9,90 Euro).
Mit gesprächigen Tischgenossen kommt einem die Wartezeit aufs Essen meist nicht so lang vor. Insofern ging das schon in Ordnung. Außerdem saß es sich auf dem einfachen Terrassengestühl gut gepolstert und dementsprechend bequem.
Dann bestimmte Deftiges unsere Tischlandschaft. Die Bauern“brat“würste meines Gegenübers wirkten eher wie gut gekräuterte Brühknacker, aber sei es drum. Sie schmeckten ihm dennoch. Unter Bauernbratwürsten stellten wir uns etwas anderes vor...
Nur der Schnitzelathlet reagierte auf den servierten Fritteusen-Output eher verhalten. Zwei Fritteusenschnitzel mit Kartoffelstabdeko
Die beiden krossen Panadebeispiele sahen nämlich nicht so aus, als wären sie frisch durch die Pfanne geschleust worden. Passable Fertigschnitzel bekommt man ja heutzutage in vielen Gastronomien. Und auch diese hier gerieten durchaus passabel, aber eben auch nicht mehr.
Tja, hätten sich die Kollegen halt auch für die Schwaben-Dumplings entscheiden sollen. Und das obwohl der dazu gereichte Blattsalat trotz vorhandener Frische nicht wirklich überzeugen konnte. Beilagensalat zu den Maultaschen
Sein leicht wässriges Dressing holte mich überhaupt nicht ab. Aber da entscheiden manchmal eben Kleinigkeiten über den „Anmach-Erfolg“.
Dagegen punkteten die mit lockerer Füllung ausgestatteten „Maultüten“ nicht nur mit einer gehörigen Portion Zwiebelschmelz on Top, sondern vor allem mit ihrem zupackend würzigen Geschmack. Zwiebeln und Kräuter fanden in der saftigen „Faschiermasse“ augenscheinlich Verwendung. Locker-mürbe Füllung der würzigen Art
Die Fettaugen der Brühe verliehen dem großzügig portionierten, badischen „Pastateller“ zusätzlichen Glanz.
Allein die Form meiner drei schmackigen Teigbeutel ließ auf eine handwerkliche Zubereitung schließen. Da hatten die Schuckshof-Betreiber anscheinend jemanden in der Küche, der das kulinarische Beschummeln unseres Herrgotts richtig gut beherrschte. Die etwas zu dominante Salzwürze fiel da gar nicht so sehr ins Gewicht. Der Nachdurst meldete sich schließlich erst auf der A5.
Gut gestärkt ging es danach wieder zurück in die heimatliche Pfalz. Als sättigendes Ausflugslokal für hungrige Wanderer kann ich den „Schuckshof“ trotz kleinerer Schwächen durchaus empfehlen. Allein der Blick von der Sommerterrasse lohnt die Einkehr. Warum man allerdings hier nicht die guten Weine vom renommierten Weingut Renner aus der direkten Nachbarschaft ausschenkt, weiß weder der Durbacher noch der Fessenbacher Edelmann…
Auf dem Rückweg von Freiburg machte ich zusammen mit zwei wanderfreudigen Kollegen in Fessenbach, einem Ortsteil von Offenburg, halt. Das am Fuße des (mittleren) Schwarzwalds gelegene, von Rebhügeln umringte Örtchen liegt etwas erhöht, auf rund 200 Meter über dem Meer. Von hier aus lässt sich das „Hohe Horn“, der 546 m hohe Hausberg von Offenburg, gut erwandern.
Oben wartet ein 20 m hoher Aussichtsturm, der einen herrlichen Rundblick ins Kinzigtal, in die von Weinreben und Obstbäumen geprägte Ortenau und über die... mehr lesen
Stefans & Mikes Schuckshof | Einkehr zwischen Wald und Reben
Stefans & Mikes Schuckshof | Einkehr zwischen Wald und Reben€-€€€Gasthaus, Weinstube078132129Senator-Burda-Straße 43, 77654 Offenburg
3.5 stars -
"Selbstgemachte Maultaschen mit Ausblick" GourmägglerAuf dem Rückweg von Freiburg machte ich zusammen mit zwei wanderfreudigen Kollegen in Fessenbach, einem Ortsteil von Offenburg, halt. Das am Fuße des (mittleren) Schwarzwalds gelegene, von Rebhügeln umringte Örtchen liegt etwas erhöht, auf rund 200 Meter über dem Meer. Von hier aus lässt sich das „Hohe Horn“, der 546 m hohe Hausberg von Offenburg, gut erwandern.
Oben wartet ein 20 m hoher Aussichtsturm, der einen herrlichen Rundblick ins Kinzigtal, in die von Weinreben und Obstbäumen geprägte Ortenau und über die
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Allein die größere Auswahl an Einkehrmöglichkeiten macht den nicht weit vom Rhein entfernten Karlsruher Stadtteil Daxlanden zu einem attraktiven Ziel für kulinarisch aufgeschlossene Genuss-Radler.
Und so radelte ich bei untergehender Sonne durch das industrieromantische Areal des Rheinhafen-Dampfkraftwerks stromaufwärts bis zum Rheinstrandbad-Rappenwört, einem beliebten Karlsruher Naherholungsgebiet. Dort hat vor Kurzem im komplett sanierten Bootshaus ein neues russisch-usbekisches Restaurant namens „Alkmann“ eröffnet.
Ich entschloss mich zu einer spontanen Einkehr, die jedoch nicht umgesetzt werden konnte, da die Küche leider schon Feierabend gemacht hatte. Ich war ein paar Minuten zu spät, um erstmals mit Pelmeni, Wareniki, Tschebureki & Co. in kulinarischen Kontakt zu treten. Aufgeschoben ist aber nicht aufgehoben. Das Alkmann im Bootshaus steht seitdem auf der Liste für zukünftige Futtervorhaben ganz weit oben.
Ich erinnerte mich an die Casa Rustika an der Herrmann-Schneider-Allee, die mir im Rahmen einer ähnlichen Radtour im letzten Jahr – ich berichtete – vor die Pedale kam. Ein solider Italiener mit üppiger Pasta- und Pizzaauswahl. Aber dieser befand sich gerade im Urlaub und die ansonsten sehr lebhafte Casa sah dementsprechend verwaist aus.
Nun war Improvisieren gefragt. Mit Google-Maps wurde kurzerhand das kulinarische Umfeld gecheckt. Und siehe da: die sehr gut bewertete Osteria Carlin Contrario befand sich nur ein paar Straßen weiter. Da fiel die Entscheidung leicht, zumal mir nicht nach griechischer Küche – das Lokal „An den Saumseen“ wäre sogar noch näher gewesen – zumute war.
Ich stellte meinen unmotorisierten Drahtesel vor dem Eingang der von Hecken umfriedeten Außenterrasse des Lokals ab und staunte nicht schlecht, einen ehemaligen Schüler von mir dort als Bedienung anzutreffen.
Einen, den ich vor vielen Jahren zusammen mit seinen Eltern in meinem damaligen Lieblingslokal für Flammkuchen („Restaurant Muller“ im elsässischen Pfaffenbronn, Anm.) zufällig getroffen hatte und dessen Affinität für gutes Essen mir schon damals auffiel.
Ich wurde von ihm ausgesprochen herzlich begrüßt – man könnte diesbezüglich auch von echter Wiedersehensfreude sprechen – und durfte mir einen freien Tisch aussuchen. Da ließ sich meine „Premiere“ bei Carlin Contrario ja überraschend gut an.
Wie sich herausstellte, arbeitete er bereits seit geraumer Zeit im Service der Osteria und half auch manchmal in der Küche mit, wie er mir später bei einem netten Plausch und einem weichen Brandy aufs Haus erzählte.
Schnell wurde ich als durstiger Radler mit einem Schoppen Radler versorgt.
Küchenchef und Inhaber Roberto hieß mich ebenfalls herzlich willkommen. Servicemann Fabian brachte mir die Schiefertafel mit dem ständig wechselnden Speisenangebot – es gibt keine „feste Karte“ in gedruckter Form – und die las sich ausgesprochen fein.
Pizza und Parmesanschnitzel – Fehlanzeige! Stattdessen weckten ein halbes Dutzend verlockend klingender Vorspeisen (von Caponata über Crostini bis hin zu mariniertem Thunfisch), fünf ansprechende Pastakreationen, drei Fleischgerichte (Bistecca Italiana, Entrecôte und Stufato alla Romana) und das Thunfisch-Steak mein kulinarisches Interesse. Mit den ebenfalls darauf vermerkten Desserts (Tortina al Burro, Crema al Limone, Panna Cotta und Honigmeloneneis etc.) beschäftigte ich mich noch nicht.
Der Blick in die Weinkarte bestätigte meinen vom ausgefallenen Speisenprogramm herrührenden Verdacht, dass es sich hier nicht um einen sogenannten „Standard-Italiener“ handelte. Eine wahre Fundgrube für vinophile Entdecker, die auch gerne mal den eingefahrenen Chianti-Kosmos verlassen. Preislich lagen die meisten Flaschenweine zwischen 25 und 35 Euro – und gerne hätte ich mir eine solche gegönnt. Aber ich musste ja wieder zurück nach Wörth radeln…
Ohne Tuna würde ich hier nicht die Heimreise antreten. Soviel stand fest. Es wurde dann letzten Endes der marinierte Thunfisch (17 Euro) aus dem Vorspeisenangebot. Leider waren die Linguine mit Seeteufel an diesem Abend bereits aus und so landete ich hauptgerichtlich bei den Tagliatelle Ragu Bolognese (18 Euro).
Doch zuerst grüßte Küchenchef Roberto mit einer schmackigen Bagna Cauda, die ich zusammen mit etwas Rohkost (Paprika) und Weißbrot genoss.
Die hatte ordentlich Geschmack und vertrieb mir die Wartezeit bis zum marinierten Thunfisch auf delikate Weise.
Maestro Roberto verschob beim kalten Thun das Aromensprektrum – auch dank es darin verwendeten Ingwers – ganz leicht ins Asiatische.
Jeder Happen dieser kaltgegarten, kulinarischen Meeresbrise strotzte nur so vor Frische. Rote Zwiebeln, Frühlingslauch, Sellerie und reife Cocktailtomaten sorgten für den vegetabilen Kick am Gaumen. Zitronensaft für das Prickeln auf der Zunge. Kurzum: eine hervorragend abgeschmeckte Marinade veredelte das qualitativ hochwertige, in Stücke zerteilte Thunfischfilet.
Bevor es nudelig wurde, ließ man meinen Papillen etwas Zeit zur Beruhigung. Roberto stellt den Großteil seiner Pasta selbst her. So auch die Tagliatelle, die mein handgeschnittenes, mit Weißwein, Gemüse, etwas Pancetta und ganz viel Amore geköcheltes Ragu Bolognese begleiteten. Wow, selbst für einen erfahrenen Bolo-Esser wie mich kam dieser Teller fast schon einem gustatorischen Erweckungserlebnis gleich.
„Wenn jemand fragt, wohin du gehst – sag nach Bologna!“, kein Wunder, dass mir bei einer solchen, nach ehrlichem Handwerk schmeckenden Fleischsoße die Textzeile der österreichischen Rockband Wanda durch die Birne ging, erinnerte mich doch deren liedgewordene Liebeserklärung an die norditalienische Genusshauptstadt („Bologna“) an die kulinarische Herkunft dieses Leib- und Seelengerichts.
Ein wunderbarer Fleischgeschmack adelte die noch leicht bissfesten Nudeln, die natürlich genau zur rechten Zeit aus dem blubbernden Salzwasser gefischt worden waren. Eine bessere Pasta hatte ich mir lange nicht mehr um die Gabel wickeln dürfen. Da blieb auch der dazu gereichte Parmesan unangetastet. Der hätte der Fleischsauce ihren besonderen Charakter genommen. Roberto freute sich sichtlich über mein Lob.
Doch dem nicht genug. Dazu spendierte mir der Servicemann meines Vertrauens ein kühles Gläschen Bianco di Custoza vom Veroneser Weingut Monte de Frà.
Ein ganz feiner Zug von ihm. Der Weißwein vom Gardasee vertrug sich ganz hervorragend mit dem köstlichen Ragu. Das kulinarische Glück kann manchmal so einfach sein.
Selten habe ich mich bei einem Erstbesuch auf Anhieb so heimisch gefühlt wie in der vom sympathischen Padrone Roberto („Carlin“ ist sein Spitzname von früher) geführten Osteria, bei der das „Gegen-den-Strom-schwimmen“ (= „Contrario“) zum kulinarischen Konzept gehört. Nach einem samtweichen Brandy zum Digestif verließ ich gut gesättigt und hochzufrieden dieses italienische Kleinod in der Karlsruher Fritschlach.
Bei der sehr herzlichen Verabschiedung kam ich mir fast wie ein langjähriger Stammgast vor, was ich bei der hier gebotenen, grundehrlich vorgetragenen Frischeküche, dem interessanten Weinangebot und den liebenswerten Akteuren in Küche und Service durchaus auch gerne werden würde. Zumal die Preise für den betriebenen Aufwand absolut im Rahmen sind.
In Karlsruhe und seinem Umland lassen sich immer wieder neue Gastronomien entdecken, die den (Rad)Weg über den Rhein rechtfertigen. Die Osteria Carlin Contrario zählt seit August zu meinen Favoriten. Manchmal passt halt einfach alles zusammen. So wie hier.