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Dieses musste seit Ende 2022 ohne Gastronomie auskommen, denn das vom damaligen Küchenchef Björn Reuter betriebene Restaurant mit interessantem Konzept („Pfalz meets Südkorea“) existierte schon eine ganze Weile nicht mehr und auch der Versuch, das Restaurant im Kreise der Familie weiterzuführen, misslang.
Lange wurden Nachpächter gesucht und schließlich im nicht weit entfernten Örtchen Oberhausen gefunden. Dort betrieb die aus dem Salento (Apulien) stammende Silvana Simmen ein paar Jahre lang ihre „Pizzicheria“ im Weingut Vongerichten. Da sie sich mit Weingutsgastronomie gut auskannte, war es für sie im Prinzip nur ein Wechsel des Standortes.
Seit August vergangenen Jahres betreibt nun Silvana Simmen das wertig eingerichtete Weinrestaurant im Hause Fritz Walter. Zusammen mit ihrem Neffen Luca Quarta, der sich um den Service kümmert, bringt sie in erster Linie schmackhafte Pasta-Gerichte nach Rezepten aus ihrer apulischen Heimat auf den Tisch.
Mit Polpette (Hackfleischbällchen), Fave Salentine (Saubohnen-Püree) und Bombette Pugliesi (gefülltes Nackensteak im Speckmantel) hebt man sich auf süditalienische Weise vom gängigen Italo-Mainstream ab.
Mit Focaccia-Burger in drei verschiedenen Ausführungen, paniertem Schweineschnitzel und dem obligatorischen Schnitzel Parmigiana kommen jedoch auch eingefleischte Redundanzesser auf ihre Kosten.
Bei unserem Besuch Mittel Dezember standen außerdem Minestrone, Rumpsteak mit Austernpilzen und ein hausgemachtes Tiramisu auf der Empfehlungstafel, die uns gleich am Eingang ins Auge fiel.
Wir betraten das Walter’sche Anwesen über den stimmungsvoll beleuchteten und vorweihnachtlich geschmückten Innenhof, auf dem man es sich im Sommer sicher ganz wunderbar unter freiem Himmel gemütlich machen kann.
Einer der Kollegen hatte den 5er-Tisch vorab klargemacht. Servicechef Quarta empfing uns freundlich und führte uns zu eben jenem. Moderne Hängeleuchten und Wandstrahler trugen mit angenehmer Beleuchtung zur behaglichen Atmosphäre des teilweise klinkerverputzten Gastraumes bei.
Nur die paar gerahmten Schwarz-Weiß-Fotos bekannter italienischer Leinwandhelden bzw. -heldinnen erinnerten an die Herkunft der Betreiber. Das war es dann aber auch schon mit den italienischen Momenten beim Interieur, an dessen gediegenem Weinrestaurant-Ambiente aus früheren Zeiten kaum etwas geändert wurde.
Zum rustikalen Holzboden (Parkett in Holzdielenoptik) passte das ebenfalls aus dunklem Holz gefertigte Bistro-Mobiliar. Stühle und Wandbank waren ausreichend gepolstert. Mit anderen Worten: hier ließ es sich hier ganz vortrefflich aushalten.
Einfache, kreisrunde Platzsets aus Bast kamen zur Schonung der blanken Verzehrbretter zum Einsatz. In weißen Serviettentaschen steckte unser dreiteiliges „Handwerkszeug“ und wartete auf seinen Einsatz.
Doch zuerst glichen wir unsere Flüssigkeitsdefizite auf unterschiedliche Weisen aus. Wie mein selten unterhopft auftretender, mir gegenübersitzender Kollege griff ich zum Hellen aus dem Hause Bellheimer (0,33l für 3,80 Euro). Das schmeckt gut gekühlt schließlich auch in einem Pfälzer Weingut. Später gönnte ich mir noch ein Viertel vom Fritz Walter’schen Chardonnay (6,80 Euro). Ein trockener Weißer mit präsenter Säure, schlanker Frische und sortentypischer Eleganz in Glas. Gefiel mir ausgesprochen gut.
Bei zwei anderen Herren perlte derweil Mineralwasser der Marke Bellaris Gourmet in den Gläsern (0,7l-Flasche für 4,90 Euro). Der Fünfte im Bunde erfreute sich an der weißen Spielart des nicht nur in der Pfalz so beliebten Spätburgunders. Sein Blanc de Noir (das Achtel für 4,80 Euro) kam als schmeichelnder Gentleman ins Glas. Mit gut eingebundener Säure schlug er ehe weiche Burgundertöne an. Der Kollege war davon so angetan, dass er später noch ein zweites Gläschen folgen ließ.
Vorweg ging zweimal die Minestrone (7,90 Euro) von der Empfehlungstafel. Die drei „Bruschettiere“ wagten sich trotz der kalten Jahreszeit an das tomatisierte Röstbrot (8,90 Euro), das in keinem Antipasti-Programm (und auf keiner Studentenparty!) fehlen darf. Für die einen der köstlichste „Arme-Leute-Snack“ der Welt. Für die anderen – neben dem omnipräsenten Caprese – der obligatorische Pizzeria-Dauerbrenner fürs Vorprogramm schlechthin.
Während mich eine grundehrliche Gemüsesuppe mit ordentlich Einlage so richtig winterlich abholte, genossen meine Tischkollegen ihre ganz klassisch mit Olivenöl, Basilikum und Knoblauch veredelte Auflage aus kleingeschnittenen Kirschtomaten (wahrscheinlich süditalienische Importware). Etwas Rucola-Gestrüpp und Balsamico-Crème ergänzten die vier Tomatenbrote in erwartbarer Weise.
Anscheinend schmeckten ihnen die knusprig-saftigen Appetithappen. Auch die Kirschtomaten hatten – in Anbetracht der Jahreszeit – ein anständiges Aroma. Nichts ist schlimmer als wässrige, geschmacksneutrale Tomaten auf röschen Baguettescheiben. War hier aber definitiv nicht der Fall.
Dass sich Küchenchefin Silvana Simmen bei den sogenannten „Kleinigkeiten“ Mühe gab, war auch bei meiner Minestrone deutlich zu schmecken. Da wurde nicht mit frischen Kräutern und Gemüse gegeizt. Für den besonderen Kick am Gaumen sorgte der reife Grana Padano, der kurz vor dem Servieren darüber gehobelt wurde.
Den Rest erledigten die darin schwimmenden Stücke aus dem mehr oder weniger weit entfernten Gemüsegarten (Zucchini, Kartoffel, Karotte und Kirschtomate) zu meiner vollsten Zufriedenheit. Da ließ es sich doch ganz vortrefflich aus dem Trüben löffeln. Ehrliche italienische Terrinenkost ohne Zaubertricks, aber mit ordentlich Einlage!
Der Start in den Abend war gelungen.
Dann wurde es nudelig. Alle hatten wir uns für Pasta entschieden. Zwei Kollegen mochten es fischig und setzten dabei auf die Troccoli al Salmone (18,90 Euro). Der Mann zu meiner Rechten entschied sich für die Orecchiette con Polpette (17,90 Euro), während mein Gegenüber es mir nachtat und auch die Paccheri Salsiccia (17,90 Euro) – laut Karte der Klassiker des Hauses – orderte.
Die Pastagerichte wurden zeitgleich serviert, dufteten anregend um die Wette und strotzen nur so vor Süffigkeit. Für Suppen- und Saucenfans gleichermaßen ein Genuss, war das dem ein oder anderen am Tisch dann doch etwas zu viel Flüssigkeit im tiefen Nudelteller.
Mich als ausgewiesener Saucenfreund störte das nicht im Geringsten, schwammen doch meine auf Biss gegarten, mit angebratener Salsiccia durchmischten Röhrennudeln (Paccheri) in einem aromatischen Tomatensud, der mit reichlich Überschmeck gesegnet war.
Na klar, wurde hier mit einem guten Schluck Weißwein gekocht. So gehört sich das schließlich in einem Weinrestaurant. Kirschtomaten, Petersilie und Lauch fanden sich ebenfalls in der köstlichen Tunke wieder. Das feine Fenchelaroma der Salsiccia harmonierte prächtig mit der kräuterfrischen Petersilie, dem herben Rucola und der vollmundigen Parmesanwürze. Ein paar Scheiben vom knusprig gerösteten Ciabatta-Brot zum Tunken konnten da wirklich nicht schaden.
Dieses Pasta-Gericht schmeckte so herrlich nach der mediterranen Seele des Salento, dass ich für einen Augenblick glaubte, nicht den nahegelegenen Hirtenbach, sondern das Mittelmeer im Hafen von Otranto plätschern zu hören. Kulinarische Erinnerungen an die Reise zum Stiefelabsatz mit meinem Vater vor rund neun Jahren kamen auf…
Auch sehr zufrieden zeigten sich die beiden „Troccoli-Brüder“ am anderen Ende des Tisches. Ihre etwas dickeren, apulischen Spaghetti wurden von einer mit Weißwein und Zitrone aufgefrischten Lachs-Sahne-Sauce umspült, die dank Kurkuma eine leicht gelbliche Farbe hatte. In der dunklen Keramik serviert, machte das auch optisch einiges her.
Der Kollege mit der Kombi aus „Öhrchen und Bällchen“ (Orecchiette con Polpette) wäre wohl auch mit deutlich weniger Tomatensugo zufrieden gewesen. Sei es drum, sein mit Knoblauch, Basilikum und Minze aromatisierter Nudel-Teller duftete mir äußerst verlockend entgegen. Auch die hausgemachten Hackbällchen schienen ihrer fleischernen Pflicht mit der nötigen Lockerheit nachzukommen.
Als großer Freund der apulischen Öhrchenpasta hätte mir dieses Gericht definitiv zugesagt. Eine kleine Kostprobe bestätigte meinen Verdacht. Sind für den nächsten Besuch bereits vorgemerkt!
Das süße Finale wurde mit zweimal Schoko-Soufflé (8,80 Euro) und einem beachtlichen Tiramisu (8,90 Euro) eingeläutet. Für den Verzehr des Schichtdesserts aus Löffelbiskuits und Mascarpone-Crème zeigte ich mich verantwortlich.
Frisch gemacht, schmeckt mir diese cremig-süße, mit Amaretto und Espresso verfeinerte Dessertspezialität auch bei fortgeschrittener Sättigung. Geht wahrscheinlich nicht nur mir so…
Der Abend in Silva’s Ristorante hat allen Beteiligten sehr gut gefallen. Mit toller Pasta in gemütlicher Umgebung ließen wir die letzte offizielle Clubsitzung des Jahres 2024 genussvoll ausklingen. Das Preis-Genuss-Verhältnis stimmte und auch der Service trug mit seiner zugewandten Art zum Gelingen dieser vorweihnachtlichen Einkehr bei.
Die Planung weiterer Gaumenerlebnisse fürs kommende Jahr hatten wir zu diesem Zeitpunkt bereits in Angriff genommen, indem wir die (ungefähren) Orte für weitere Zusammenkünfte unserer fünfköpfigen Gourmandgruppe unter Berücksichtigung der strengen „Club-Regularien“ festlegten.
Es sollte aber noch eine ganze Weile dauern, ehe wir uns Anfang April bei einem trubeligen, weil sehr beliebten Landauer Italiener in gleicher Runde wiedersehen sollten. Gute italienische Küche geht halt immer!